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Credit: G. Kowalski

Paris, 15. Oktober 2012 — Die Europäische Weltraumorganisation ESA befürwortet den für 2015/2016 geplanten Einjahresflug von Astronauten in der Internationalen Raumstation ISS. „Von unserer Seite steht einer einmaligen Langzeitmission nichts entgegen“, sagte der ESA-Direktor für Bemannte Raumfahrt und Betrieb, Thomas Reiter, der Nachrichtenagentur dapd in einem Interview in Paris. Was aber weitere solche Langzeitflüge angehe, „muss diesen jeweils im dafür zuständigen ISS-Gremium zugestimmt werden“.

Die ESA habe allerdings ihre Zustimmung davon abhängig gemacht, „dass unser ISS-Nutzungsprogramm nicht negativ beeinflusst wird“, betonte der deutsche Zweifachastronaut. Natürlich habe man zugleich Bereitschaft signalisiert, Flexibilität zu zeigen. Besonders die Lebenswissenschaftler hätten „großes Interesse“ daran, sich an dem Projekt zu beteiligen, sagte Reiter. Sie sähen darin unter anderem eine Fortsetzung der „Mars 500“-Studie, bei der im Moskauer Institut für Medizinisch-Biologische Probleme (IMBP)  2010/11 realitätsnah ein 520-Tage-Flug zum Roten Planeten simuliert wurde – allerdings ohne Schwerelosigkeit. „Unsere Wissenschaftler würden gerne sehen, wie so ein Versuch im Orbit ausschaut.“ Ob und in welchem Umfang die ESA mit konkreten Forschungsthemen daran teilnehme, werde noch diskutiert.

Reiter erinnerte daran, dass die Russen schon in den 1990er Jahren in ihrer Raumstation MIR Einjahresflüge durchgeführt haben. Das Neue an dem jetzigen Vorhaben sei aber, „dass man hier ein entsprechendes Life Sciences-Programm um so eine Langzeitmission herum bildet und den Fokus auf die Vorbereitung einer noch längeren Mission richtet –  jenseits des niedrigen Erdorbits“. Denn die ISS „ist nicht nur ein Labor im Erdorbit für Mikrogravitationsforschung, sondern ebenso eine Entwicklungsplattform für Technologien, die in der weiteren bemannten Exploration benötigt werden“.

Die russische Raumfahrtagentur Roskosmos hatte Mitte September vorgeschlagen, von den bisherigen Halbjahresflügen der ISS-Stammbesatzungen zu Einjahresmissionen überzugehen, und dafür unter anderem ökonomische Gründe geltend gemacht. Inzwischen haben sich die ISS-Partner darauf geeinigt, vorerst einen einjährigen Testflug durchzuführen, der zwischen März 2015 und März 2016 stattfinden könnte. Nach den bisherigen Vorstellungen sollen daran ein US-Astronaut und ein russischer Kosmonaut teilnehmen. Neben anderen Kandidaten sind Peggy Whitson und Gennadi Padalka im Gespräch. Die endgültige Entscheidung über das Vorhaben soll nach Auskunft der US-Luft- und Raumfahrtbehörde NASA im nächsten Jahr fallen.

(für dapd)