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Credit: NASA

Toulouse, 3. Oktober 2012 — Der europäische Weltraumfrachter ATV-3 „Edoardo Amaldi“ ist in der Nacht zum Mittwoch über dem Pazifik verglüht. Die „Feuerbestattung“ durch den gezielten Eintritt in die dichten Schichten der Atmosphäre habe um 3.23 Uhr stattgefunden, teilte das ESA-Kontrollzentrum im französischen Toulouse mit. In rund 85 Kilometern Höhe habe ein kleiner Rekorder aufgehört, Daten über den Wiedereintritt zu senden. Flugdirektor Mike Steinkopf meldete daraufhin:  „Mission erfüllt!“ ATV-3 sei die bisher längste Mission gewesen, die zudem das gesamte Team „vor einige neue Hausforderungen“ gestellt habe.

Zwei Bremsmanöver

Zuvor war das mit 1,2 Tonnen Abfällen beladene automatische Raumschiff durch zwei Manöver von jeweils etwa 15 Minuten Dauer am Dienstagabend ab 23.42 Uhr und am Mittwochmorgen ab 2.44 Uhr abgebremst und auf eine präzise berechnete Abstiegsbahn gebracht worden. Nur ganz wenige nicht verglühte Teile des noch etwa 15 Tonnen schweren Kolosses mit den Ausmaßen eines Busses fielen ins Wasser und landeten auf dem Grund des kosmischen Meeresfriedhofes jenseits aller Schifffahrtsrouten.

Der Frachter hatte am Freitagabend nach sechsmonatigem Gemeinschaftsflug mit der  Internationalen Raumstation ISS im zweiten Anlauf vom russischen „Swesda“-Modul abgekoppelt. Ein erster Versuch war zuvor wegen der Eingabe eines falschen Zahlencodes gescheitert.

Drittes von fünf Versorgungsraumschiffen

Als drittes von insgesamt fünf geplanten europäischen Versorgungsraumschiffen hatte „Edoardo Amaldi“ Ende März 6,6 Tonnen Nachschub zur Station gebracht. Mit Hilfe seiner Triebwerke wurde deren Umlaufbahn in den vergangenen Monaten neun Mal auf die Rekordhöhe von knapp 425 Kilometern angehoben. Der Nachfolger „Albert Einstein“ soll im April kommenden Jahres zur ISS starten. Der fünfte und letzte Frachter „Georges Lemaitre“ ist für 2014 geplant. Das Programm, mit dem Europa im Rahmen eines Bartergeschäfts seinen Beitrag zur ISS leistet, hatte mit „Jules Verne“ (2008) und „Johannes Kepler“ (2011) begonnen. Die Schiffe können dreimal so viel Nachschub zur Station bringen wie die russischen „Progress“-Kapseln, darunter auch Treibstoff.

Womit die Europäer künftig ihre ISS-Verbindlichkeiten bis 2020 in Höhe von 450 Millionen Euro bei der US-Luft- und Raumfahrtbehörde NASA bezahlen, wird erst Ende November auf der ESA-Ministerratstagung im italienischen Caserta entschieden. Deutschland plädiert für die Weiterentwicklung der ATV zu einem Service-Modul für die neuen „Orion“-Raumschiffe, mit denen die NASA künftig zum Mond, zum Mars und darüber hinaus fliegen will.

(für dapd)