Berlin, 14. September 2012 — Mehrere Astronauten der Europäischen Weltraumorganisation ESA haben am Freitag das Fehlen eines europäischen bemannten Raumfahrttransportsystems bemängelt. „Ich träume davon, dass europäische Astronauten einmal mit einem eigenen Raumschiff in den Weltraum fliegen“, sagte der Franzose Jean-Francois Clervoy auf dem Astronauts´ Day auf der ILA 2012 in Berlin. Ulf Merbold, der 1983 als erster Nicht-Amerikaner mit einem US-Shuttle unterwegs war, pflichtete ihm bei. „Am Geld könne es nicht liegen“, sagte der einzige deutsche Dreifach-Astronaut unter Hinweis auf die milliardenschweren EU-Agrarsubventionen. „Das ist nur eine Frage des politischen Wollens.“
Raumfahrer aus Frankreich, den Niederlanden, Italien und China informierten im „Space Pavilion“ über ihre Missionen zur russischen Raumstation MIR, zur Internationalen Raumstation ISS und zum chinesischen Weltraummodul Tiangong 1 und beantworteten zahlreiche Fragen des interessierten Publikums.
Der deutsche ESA-Astronaut Alexander Gerst, der 2014 mit einem russischen „Sojus“-Raumschiff zur ISS fliegen soll, berichtete per Videoschaltung aus dem US-Raumfahrtzentrum in Houston (Texas) über das Training für seine Halbjahresmission. Er fliege mit dem Ziel ins All, „den Menschen die Perspektive zu vermitteln, dass sie alle Astronauten auf dem Raumschiff Erde sind“.
Zuvor hatte der chinesische Taikonaut Wang Liu dem Präsidenten der Internationalen Astronautischen Föderation IAF, Berndt Feuerbacher, eine IAF-Fahne übergeben, die 444 Tage im All war. Sie war zum 60. Gründungstag der Föderation 2011 zuerst in der ISS und dann im Juni diesen Jahres an Bord des chinesischen Raumschiffes Shenzhou-9, in dem Liu als Bordingenieur fungierte. Kopien der Fahne sollen Anfang Oktober beim nächsten IAF-Kongress in Neapel allen Mitgliedsländern überreicht werden.
(für dapd)