Berlin, 11. September 2012 — Der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Johann-Dietrich Wörner, will ein Kompaktsatellitenprogramm ins Leben rufen. Dieses Programm solle als Plattform für DLR-eigene Forschungs- und Entwicklungsarbeiten dienen, sagte Wörner am Dienstag auf der Luft- und Raumfahrtausstellung ILA 2012 in Berlin. Damit solle die wissenschaftliche Exzellenz der Forschung der DLR-Institute im nationalen wie auch internationalen Rahmen gefördert und ausgebaut werden.
Als erste Mission werde der Satellit „Eu:CROPIS“ die Leistungsfähigkeit eines biologischen Lebenserhaltungssystems unter verschiedenen Schwerkraftbedingungen testen, betonte Wörner. Bei der Zusammenstellung der Experimente sei eine enge Zusammenarbeit mit der US-Luft- und Weltraumbehörde NASA vorgesehen. Damit wolle man den Vorsprung beider Institutionen in der Gravitationsbiologie nachhaltig ausbauen.
Im Streit um die künftige europäische Trägerrakate sprach sich Wörner klar für die Weiterentwicklung der bewährten Ariane 5 aus, ohne allerdings die Ariane 6 aus dem Auge zu verlieren, die vor allem von Frankreich favorisiert wird. Bei der geplanten Ariane 5 ME (Midlife Evolution), die 20 Prozent schwerere Nutzlasten transportieren könne, seien der Zeit- und der Kostenrahmen bekannt, argumentierte er. Zudem produziere sie durch den gezielten Wiedereintritt der Oberstufe keinen Weltraumschrott.
Wörner plädierte ferner dafür, den europäischen Transporter ATV, dessen Einsatz 2015 ausläuft, zu einem Servicemodul für das neue bemannte NASA-Raumschiff „Orion“ weiterzuentwickeln. Die Entscheidung dafür müsse allerdings spätestens auf der ESA-Ministerratstagung im November in Italien fallen. Der DLR-Chef rief alle ESA-Partner auf, dieses einmalige Angebot der NASA anzunehmen, da Europa dadurch fest in ein Zukunftsprojekt eingebunden werde.
Der Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation ESA, Jean-Jacques Dordain, sagte in einem Pressegespräch, seine Organisation sei derzeit besser denn je, stehe aber auch vor großen Herausforderungen. Auf der Ministerratstagung in Italien gelte es, die ESA auf die neuen Prozesse in einer sich schnell wandelnden Welt einzustellen. Als die drei Hauptprobleme nannte er die Entscheidung über die Zukunft der Ariane, die Antwort auf das „Orion“-Angebot und das ESA-Budget für die nächsten zwei Jahre.
Der ESA-Generaldirektor befürwortete in diesem Zusammenhang den Bau der Ariane 6, die seiner Meinung nach 2012/2021 zur Verfügung stehen könnte, und des Servicemoduls als Bartergeschäft für die Begleichung des europäischen Anteils an den ISS-Kosten bei den Amerikanern. „Die Antwort auf diese Fragen folgt am 21. November – so oder so“, sagte Dordain.