Moskau, 10. September 2012 — Russlands Regierungschef Dmitri Medwedjew bittet zur Kasse. Nach einer ganzen Reihe von Fehlstarts will er die persönliche Haftung juristischer Personen für die unzureichende Qualität der Produktion in der Raumfahrtbranche einführen. In den vergangenen eineinhalb Jahren habe es sechs Havarien gegeben, sagte Medwedjew nach Angaben der Nachrichtenagentur ITAR-Tass am Montag in Moskau auf einer Beratung über die Sicherung der Qualität und Zuverlässigkeit der Weltraumtechnik. Keine andere führende Raumfahrtmacht habe eine so große Zahl von Fehlstarts zu verzeichnen.
Die jüngst in der Führung von Raumfahrtunternehmen getroffenen Personalentscheidungen seien nur ein Teil der Lösung, sagte der Regierungschef. Die Veranwortung für schlechte Qualität „muss auf das ganze Kollektiv übertragen werden“. Nur durch die materielle Verantwortlichkeit könne die Kontrolle über die Qualität der Produktion gesichert werden. Medwedjew forderte in diesem Zusammhang, zu jener strengen Disziplin zurückzukehren, wie sie zu Zeiten der ehemaligen UdSSR geherrscht habe.
Neues System der Qualitätssteuerung
Der Premier schlug ferner vor, in den 15 integrierten Strukturen der Branche in allen Stufen des Produktionsprozesses ein „prinzipiell neues System der Qualitätssteuerung“ einzuführen. Zudem müssten Branchenzentren für Tests und die Zertifizierung elektronischer Komponenten sowie unanbhängige Zentren zur Überprüfung der Flugaufgaben von Trägerraketen geschaffen werden. Erforderlich sei darüber hinaus eine brancheneinheitliche Basis für abschließende komplexe Tests von Trägerraketen, Raketenoberstufen, Satelliten und Triebwerken.
Der Premier hatte am 14. August den Generaldirektor der Raumfahrtagentur Roskosmos, Wladimir Popowkin, beauftragt, innerhalb eines Monats Maßnahmen zur Erhöhung der Qualität der Arbeit in seinem Bereich vorzubereiten. An der Beratung darüber nahmen jetzt nach Medienberichten auch der für die Raumfahrt und das Militär zuständige Vizepremier Dmitri Rogosin, mehrere Minister, so der für Finanzen, sowie die Chefs von Schlüsselbetrieben der Branche teil.
(für dapd)