Houston, 30. August 2012 — Für die Amerikanerin Sunita Williams und den Japaner Akihiko Hoshide war der Außenbordeinsatz an der Internationalen Raumstation ISS am Donnerstag alles andere als ein „Weltraumspaziergang“. Ein klemmender Bolzen hinderte die Astronauten daran, ihr 3-Punkte-Programm zu erfüllen, teilte das NASA-Kontrollzentrum in Houston (Texas) mit. So konnten sie lediglich neue Kabel für das künftige russische Mehrzwecklabor MLM vom „Sarja“-Modul zum US-Segment verlegen.
Eigentlich sollte der Ausstieg nach sechseinhalb Stunden erledigt sein. Schließlich dauerte er die Rekordzeit von 8 Stunden und 17 Minuten. Um 22.33 Uhr deutscher Zeit kehrte das Duo erschöpft in die Station zurück. Trotz intensivster Bemühungen war es ihm nicht gelungen, eine neue Stromverteilerbox vorschriftsmäßig anzuschrauben. Immer wieder stoppte ein störrischer Bolzen das Vorhaben, während die kostbare Zeit verrann. Schließlich erteilte der NASA-Verantwortliche für den Ausstieg, Kieth Johnson, die Weisung, die Versuche aufzugeben und die Box zu sichern. Wegen des Zeitmangels konnte auch eine defekte TV-Kamera am Canadarm2 nicht mehr ausgetauscht werden, so dass sich ein außerplanmäßiger Ausstieg erforderlich macht, um die Arbeiten zu vollenden.
Die ISS muss inzwischen mit den restlichen drei Verteilerboxen betrieben werden, die dafür sorgen, dass alle Bereiche gleichmäßig mit Energie versorgt werden und es bei Ausfall einer Stromquelle zu keinem Spannungsabfall kommt. Offenbar hatte die kosmische Strahlung die Elektronik der vierten Box beschädigt, so dass sie ausgetauscht werden muss.
Für Williams war dies bereits der fünfte Ausstieg, für den Japaner hingegen der erste. Damit hat die Amerikanerin ihren Frauen-Rekord bei der Arbeit im freien Raum auf 37 Stunden und 34 Minuten ausgebaut. Außerdem steht sie bisher als Langzeitflugweltrekordlerin mit 195 Tagen im All zu Buche. Durch ihre nunmehr zweite ISS-Mission ist ihr Konto inzwischen aber mit Stichtag Donnerstag auf 241 Tage angewachsen.
(für dapd)