Baikonur, 1. August 2012 — Ein russischer Express-Frachter ist seit Mittwochabend um 21.35 Uhr deutscher Zeit auf dem Weg zur Internationalen Raumstation ISS. In der Rekordzeit von weniger als sechs Stunden soll „Progress M-16M“ am Donnerstagmorgen um 03.24 Uhr mit 2,6 Tonnen Nachschub an der Station ankoppeln, teilte das Flugleitzentrum (ZUP) in Koroljow bei Moskau mit. Der Frachter hat unter anderem Treibstoff, Wasser, Lebensmittel, Sauerstoff, wissenschaftliche Geräte und Verbrauchsmaterial für die sechsköpfige russisch-amerikanisch-japanische ISS-Crew an Bord.
Schema auch für bemannte Flüge
Gelingt das ehrgeizige Vorhaben in der Nacht, so wäre das ein neuer absoluter Rekord. Bisher brauchen die Frachter achtmal mehr Zeit für die Reise vom Kosmodrom Baikonur (Kasachstan) zur ISS, die die Erde in rund 400 Kilometern Höhe umkreist. Sollte der erste Kopplungsversuch scheitern, könnte er wiederholt werden.
Ein erster Test für die radikale Verringerung der Flugzeit war kurz nach dem Start des Vorgängerraumschiffs „Progress M-25M“ am 20. April vorgenommen worden. Bei einem Erfolg der derzeitigen Mission sollen noch weitere Überprüfungen folgen. Danach wird das neue Flugschema auch für die bemannten „Sojus“-Schiffe eingeführt. Deren dreiköpfigen Besatzungen müssen derzeit ebenfalls zwei Tage lang in der sehr engen und unbequemen Kapsel ausharren, bevor sie die ISS erreichen.
Die Voraussetzungen für den jetzt angestrebte Prozedur, noch am Starttag anzukoppeln, sind nach Auskunft russischer Experten erst seit Einstellung der Shuttle-Flüge im Sommer vergangenen Jahres gegeben. Die ISS-Umlaufbahn konnte danach nämlich von 350 auf rund 400 Kilometer angehoben werden. Diese Höhe ist ballistisch ideal für das neue Kopplungsschema.
(für dapd)