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Credit: Xinhua
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Peking, 16. Juni 2012 — Zufall oder nicht: Auf den Tag genau 49 Jahre nach der Russin Walentina Tereschkowa hat auch die Volksrepublik China mit Liu Yang erstmals eine Frau ins All geschickt. Die 33-jährige Luftwaffenpilotin im Range eines Majors stieg an der Seite zweier männlicher Kollegen am Samstag mit „Shenzhou-9“ („Magisches Schiff“)  vom nordwestchinesischen Weltraumbahnhof Jiuquan zum Orbitalmodul „Tiangong-1″ (Himmelpalast“) auf. Ziel der 13-tägigen Mission ist die bemannte Kopplung an das Modul, das seit September vergangenen Jahres auf der Umlaufbahn ist. Das komplizierte Manöver soll einmal per Hand und dann noch einmal automatisch vorgenommen werden. Zwei Taikonauten sollen dann umsteigen und wissenschaftliche Experimente durchführen. Für Liu sind medizinische Versuche geplant.

Liu verspricht volle Erfüllung des Flugprogramms

Liu dankte vor dem Start ihrem Vaterland und Volk für das ihr entgegengebrachte Vertrauen. Es erfülle sie mit „grenzenlosem Stolz“, Hunderte Millionen chinesischer Frauen  im Weltall vertreten zu dürfen. Sie versprach, deren Hoffnungen nicht zu enttäuschen. „Wir werden die uns übertragenen Aufgaben voll erfüllen und noch mehr Ruhm an unser Militärbanner heften“, sagte die Taikonautin.

„Shenzhou-9“-Kommandant Jing Haipeng, der 2008 schon einmal im All war, ist des Lobes voll über seine Genossin. Obwohl sie erst im Mai 2010 ins Taikonautenkorps gekommen sei, habe sie alle Trainingskurse erfolgreich abgeschlossen. Liu befinde sich auf demselben Leistungsniveau wie die anderen Besatzungsmitglieder und habe damit alle Erwartungen übertroffen. Trotz der intensiven und harten Arbeit habe sie aber auch die Lebensfreude nicht verloren.

Transportpilotin mit 1.680 Flugstunden

Lui Yang wurde im Oktober 1978 in Zhengzhou (Provinz Henan) geboren. 1997 kam sie zur Luftwaffe der Volksbefreiungsarmee. 2001 schloss sie ihr Bachelor-Studium an der Fliegerakademie in Changchun ab und diente danach als Transportpilotin. Sie hat 1.680 Flugstunden auf vier Flugzeugtypen auf ihrem Konto und war zuletzt stellvertretende Kommandeurin einer Fliegereinheit. 2008 hat Liu Rettungseinsätze bei dem Erdbeben in der Provinz Sichuan geflogen. Ihre professionellen Fähigkeiten stellte sie auch unter Beweis, als ihr einmal ein Taubenschwarm ins Triebwerk geriet und sie trotzdem die Maschine sicher landete.

Das KP-Mitglied Liu gilt zudem als gute Rednerin, wie ihrem knappen offiziellen Lebenslauf zu entnehmen ist. So habe sie 2010 den 1. Platz in einem Rednerwettbewerb der Armee gewonnen. Hier zeigen sich Parallelen zu Tereschkowa. Bei deren Nominierung spielte auch das rhetorische Talent eine wichtige Rolle, weil sich die Sowjets davon wirksame Propagandaauftritte versprachen.

Leseratte und gute Köchin

Liu ist mit einem Militärpiloten verheiratet und lebt in Peking. „Ich liebe Kinder und das Leben“, bekannte sie am Vorabend ihres Fluges. Mit ihrer Familie zusammen zu sein, sei eine Art des Glücks für sie, das Fliegen, das nicht jedem vergönnt sei, die andere. In ihrer Freizeit lese sie gern, vor allem Romane, Erzählungen und Bücher zu historischen Themen. Zudem koche sie gerne und wohl auch gut.

Seit Walentina Tereschkowa vom 16. bis 19. Juni 1963 als erste Kosmonautin die Erde umrundet hat, sind 55 Frauen aus 8 Ländern in den Weltraum geflogen. Das sind gut zehn Prozent der weltweit rund 520 Raumfahrer. Die USA stehen mit 45 Astronautinnen zu Buche, die Russen dagegen mit lediglich drei Kosmonautinnen. Die restlichen verteilen sich auf Kanada,  Japan, Frankreich, Großbritannien, Südkorea und nun auch China. Deutschland liegt zwar mit zehn Raumfahrern nach den USA und Russland an dritter Stelle der Hitliste, darunter ist aber bislang keine Frau.

(für dapd)