Sa. Nov 23rd, 2024


Credit: NASA-TV

Cape Canaveral, 22. Mai 2012 — Weltraumpremiere Made in USA: Zum ersten Mal in der Geschichte ist ein privates Raumschiff auf dem Weg zur Internationalen Raumstation ISS. Der Frachter „Dragon“ („Drache“) der US-Firma Space Exploration Technologies (SpaceX) mit Sitz in Kalifornien hob am Dienstag um 9.44 Uhr deutscher Zeit an der Spitze einer Falcon 9-Trägerrakete problemlos vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral (Florida) ab. Die Premiere gelang allerdings erst im zweiten Anlauf. Der erste Startversuch musste am Samstag wegen eines defekten Ventils im Haupttriebwerk in letzter Sekunde abgebrochen werden.

Am Freitag soll „Dragon“ per Hand an die ISS angedockt werden. Die Rückkehr ist für den 31. Mai geplant. Dann soll die Kapsel vor der amerikanischen Westküste im Pazifik wassern.

Umfangreiche Tests vor Ankopplung an ISS

Bereits zehn Minuten nach dem imposanten Start in den Nachthimmel über Florida  wurden die beiden Sonnenbatterien von „Dragon“ ausgefahren. Dann begann mit einer ganzen Reihe von Bahnmanövern der Flug zur Station. Während der Aufholjagd werden alle Systeme des neuen Raumschiffs auf Herz und Nieren geprüft. Dazu gehören neben Kommunikationsschecks auch Vorbeiflüge an der Station in 2,5 und 1,4 Kilometern Entfernung sowie Brems- und Annäherungsmanöver. Erst wenn alle Tests positiv verlaufen, wird am Freitag grünes Licht für die Kopplung gegeben. Dazu steuert die Kapsel bis auf zehn Meter an die ISS heran, so dass sie von US-Astronaut Don Pettit mit einem Roboterarm „eingefangen“ und an das „Harmony“-Modul umgesetzt werden kann. Denn anders als die russischen „Progress“- und die europäischen ATV-Frachter verfügt „Dragon“ über kein automatisches Kopplungsaggregat. Am Samstag sollen dann die Luken zwischen beiden Raumflugkörpern geöffnet werden, damit das Entladen der 460 Kilogramm Nachschub beginnen kann.

NASA unterstützt neues Transportsystem

Die NASA, die seit der kostenbedingten Einstellung ihrer Shuttle-Flüge im Sommer 2011 über keinen eigenen Zugang zur ISS mehr verfügt, hat das neue kommerzielle Transportsystem bisher mit 381 Millionen Dollar und technischem Knowhow unterstützt. Sollte bei dem jetzigen zweiten „Demonstrationsflug“ alles nach Plan laufen, erhält SpaceX als potenzieller Shuttle-Nachfolger in den kommenden Jahren für zwölf Versorgungsmissionen zur ISS inklusive Rückführung von Material zur Erde 1,6 Milliarden Dollar. Zwei der Missionen könnten noch in diesem Jahr stattfinden.

NASA-Chef Charles Bolden ist der festen Überzeugung, dass die USA spätestens in fünf Jahren wieder aus eigener Kraft bemannt in den Weltraum fliegen können. Dabei setzt er neben SpaceX auch auf andere Privatunternehmen, so die Orbital Sciences Corp. aus Dulles in Virginia. SpaceX-Chef Elon Musk träumt ebenfalls davon, „Dragon“ bald bemannt auf die Reise zu schicken  – und zwar nicht nur zur ISS, sondern auch zum Mond und zum Mars. Da die Kapsel von vornherein für den Transport von Astronauten ausgelegt wurde und schon heute rückkehrfähig ist, sieht der Milliardär eine gute Chance, auch dieses Rennen gegen die private Konkurrenz zu gewinnen. Die NASA plant eigene bemannte Missionen erst wieder um das Jahr 2020.

Auch Russland, das nach dem Ende der Shuttles allein für den Mannschaftstransfer von und zur ISS verantwortlich ist, begrüßt alle Bemühungen, ein zweites bemanntes Transportsystem auf die Beine zu stellen. Ihn beunruhige, dass die russischen „Sojus“-Raumschiffe derzeit das einzige Mittel für den Personenverkehr zur Station sind, sagte Alexej Krasnow von der Moskauer Raumfahrtagentur Roskosmos jüngst auf dem Berliner ISS-Symposium. Das sei „sehr, sehr riskant“.

(für dapd)