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Moskau, 9. Mai 2012 — Russland will mit einer neuen Strategie bis 2030 seine einstige Führungsposition in der Raumfahrt  aus den Glanzzeiten  von Sputnik 1 und Juri Gagarin zurückerobern. „Wir haben nur eine Aufgabe: Die Überlegenheit im Weltraum zu erringen und  aufzuhören, lediglich Fuhrmänner, wenngleich auch sehr erfolgreiche Fuhrmänner, zu sein“, sagte Vizepremier Dmitri Rogosin dieser Tage in Moskau.  Niemand dürfe das Land künftig wieder einholen,  fügte der für das Militär und die Raumfahrt zuständige Politiker mit Blick auf die USA hinzu, die mit ihrer Mondlandung 1969 die damalige Sowjetunion von der Spitze verdrängt haben. Nach Einschätzung unabhängiger Experten hat Russland derzeit nur noch bei den Startdienstleistungen  die Nase vorn.

Umsetzung in drei Etappen

Der Entwurf der „Strategie für die Entwicklung  der Weltraumaktivitäten Russlands bis 2030 und die weitere Perspektive“, der auf der Homepage der Raumfahrtagentur Roskosmos (federalspace.ru) nachzulesen ist, sieht die Verwirklichung der hochgesteckten Ziele mit dem Highlight einer bemannten Mondmission in drei Etappen vor. Danach sollen bis 2015 die dafür erforderlichen Grundlagen geschaffen werden. Dazu gehören der Ausbau der Satellitenflotte für sozial-ölkonomische, wissenschaftliche und militärische Aufgaben, die Wahrung der führenden Position bei den  Trägerraketen und bemannten Flügen, der Abschluss der ersten Baustufe des neuen Kosmodroms „Wostotschny“ im Amur-Gebiet, die Gründung von weltmarktfähigen Raumfahrtunternehmen und die Umrüstung der Branche auf Hochtechnologien.

In einer zweiten Etappe sollen diese Grundlagen bis 2020 gefestigt und Russland in allen Hauptrichtungen ein Platz in der Führungsgruppe der Raumfahrtmächte gesichert werden. Dabei geht es dem Entwurf zufolge um den Abschluss des ISS-Programms, die Vorbereitung der Flugerprobung eines neuen schweren bemannten Raumschiffs, die Beteiligung an der Errichtung  eines Netzes von permanenten Forschungsstationen auf dem Mars, um Missionen zur Venus, zum Jupiter und zu Asteroiden, die Erringung von führenden Positionen auf den Raumfahrtmärkten der Entwicklungsländer und um die Lösung des Personalproblems der Branche.

Das Jahr 2030 soll dann den „Durchbruch“ bringen. Dieser sei durch den Beginn der Realisierung von „großen Projekten zur Nutzung des erdnahen Weltraum sowie zur Erforschung und Erschließung des fernen Weltraums“ gekennzeichnet, heißt es in dem Entwurf. Schwerpunkte seien unter anderem ein Informationsmodell der Erde als Ökosystem, bemannte Flüge auf hohen Erdumlaufbahnen, die astrophysikalische und Sonnenforschung sowie ein bemannter „Demonstrationsflug“ um den Mond mit anschließender Landung von Kosmonauten und deren Rückkehr zur Erde.

Fernziel: Bemannte Marsmission

Für die Zeit nach 2030 sind reguläre bemannte Flüge zum Mond, die Errichtung von Stützpunkten und wissenschaftlichen Labors auf dem Erdtrabanten sowie die Schaffung der  Grundlagen und schließlich die Durchführung eines bemannten Fluges zum Mars geplant.

Der Strategieentwurf ist auf Weisung von Rogosin von einer Arbeitsgruppe unter Leitung des Chefs des Wissenschaftlich-Technischen Rates der staatlichen Korporation „Rostechnologii“ („Russische Technologien“), Juri Koptjew, erarbeitet und nach der Bestätigung durch das Roskosmos-Kollegium der Regierung unterbreitet worden. Derzeit wird das Dokument  mit allen interessierten Institutionen abgestimmt.

(für dapd)