Di. Dez 24th, 2024
Credit: G. Kowalski

Berlin, 4. Mai 2012 — Das Symposium 2012 zur Internationalen Raumstation ist am Freitag in Berlin beendet worden. Die dreitägige Veranstaltung habe die Entschlossenheit der fünf ISS-Partner USA, Russland, Kanada, Japan und Europa/ESA demonstriert, die überaus erfolgreiche Arbeit der Station bis mindestens 2020 fortzusetzen, sagte der Direktor Bemannte Raumfahrt der gastgebenden  ESA, Thomas Reiter. Nach der Vollendung der Station in den vergangenen zwei bis drei Jahren sei man inzwischen zur Routine-Nutzung dieses einzigartigen Forschungslabors übergegangen, in dem bereits zahlreiche Experimente durchgeführt worden seien.

Reiter betonte, Hauptaufgabe müsse es nunmehr sein, die Arbeit in der ISS zu optimieren und die Kosten zu senken. „Die Zeit der wissenschaftlichen Ernte ist gekommen“, sagte der deutsche Zweifach-Astronaut.
ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain teilte mit, dass bereits zahlreiche Unternehmen darauf warteten,  ihre Experimente in der Station durchzuführen. Deshalb gelte es, die Zugangszeiten so kurz wie nur möglich zu gestalten. Dordain mahnte, neben der ISS die anderen Ziele der Raumfahrt, so Missionen zum Mond und zum Mars, nicht aus dem Auge zu verlieren.
Sergej Krasnow von der russischen Weltraumagentur Roskosmos betonte, trotz über 50 Jahren bemannter Raumfahrt sei das Forschungspotenzial im erdnahen Orbit noch nicht ausgeschöpft. Die ISS sei ein wichtiger Schritt für künftige interplanetare Flüge.
An dem Symposium hatten rund 280 Wissenschaftler und Experten aus 25 Ländern teilgenommen.

In einem Pressegespräch am Rande des Symposiums hat NASA-Administrator Charles Bolden am Freitag angekündigt, die USA wollten spätestens in fünf Jahren wieder aus eigener Kraft bemannt ins All fliegen. Er gehe davon aus, dass 2017 ein kommerzielles Raumschiff dafür zur Verfügung stehe. Das neue bemannte Orion-Raumschiff der NASA, das auch über den erdnahen Orbit hinaus einsetzbar sei, werde voraussichtlich 2020/21 zum Jungfernflug starten.
Nach Einstellung des Shuttle-Programms im Sommer 2011 sei der bevorstehende Start der privaten Dragon-Kapsel zur ISS ein entscheidender Schritt auf dem Weg zurück zu einem eigenen bemannten Zugang ins All. Bis dahin seien die USA auf die Taxi-Dienste der Russen angewiesen. Die NASA habe sich bis vorerst 2015 in deren Sojus-Raumschiffen Plätze für jeweils 53 Millionen Dollar gesichert.
Bolden versicherte, dass er trotz der jüngsten Probleme mit den Sojus-Trägerraketen, von denen zwei im vergangenen Jahr abgestürzt sind, „vollstes Vertrauen“ in die russische Technik habe. „Sonst würde ich ihr meine Astronauten nicht anvertrauen“, fügte er hinzu.  Allerdings wäre es natürlich wünschenswert, ein zweites Transportsystem für die ISS zu haben. Daran arbeiteten derzeit mehrere US-Unternehmen.
Bolden bekundete den ausdrücklichen Wunsch der NASA, bei ihren Zukunftsprojekten sehr eng mit den Europäern und insbesondere dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zusammenzuarbeiten. Im Gegensatz zu früher sei man auch bereit, die Partner an Schlüsselelementen etwa für den neuen Schwerlastträger zu beteiligen. Zudem sei man an dem geplanten europäischen Mehrzweck-Servicemodul interessiert, das den automatischen Frachter ATV nach 2015 ablösen soll.  
(für dapd)