Berlin, 5. Mai 2012 — Die USA wollen spätestens in fünf Jahren wieder aus eigener Kraft bemannt ins All fliegen. Er gehe davon aus, dass 2017 ein kommerzielles Raumschiff dafür zur Verfügung stehe, sagte der Administrator der US-Luft- und Raumfahrtbehörde NASA, Charles Bolden, am Freitag in Berlin am Rande des Symposiums 2012 zur Internationalen Raumstation ISS. Das neue bemannte Orion-Raumschiff der NASA, das auch über den erdnahen Orbit hinaus einsetzbar sei, werde voraussichtlich 2020/21 zum Jungfernflug starten.
Nach Einstellung des Shuttle-Programms im Sommer 2011 sei der bevorstehende Start der privaten Dragon-Kapsel zur ISS ein entscheidender Schritt auf dem Weg zurück zu einem eigenen bemannten Zugang ins All. Bis dahin seien die USA auf die Taxi-Dienste der Russen angewiesen. Die NASA habe sich bis 2015 in deren Sojus-Raumschiffen Plätze für jeweils 53 Millionen Dollar gesichert. Möglicherweise müsse dieser Vertrag noch einmal verlängert werden.
Bolden versicherte, dass er trotz der jüngsten Probleme mit den Sojus-Trägerraketen, von denen zwei im vergangenen Jahr abgestürzt sind, „vollstes Vertrauen“ in die russische Technik habe. „Sonst würde ich ihr meine Astronauten nicht anvertrauen“, fügte er hinzu. Allerdings wäre es natürlich wünschenswert, ein zweites Transportsystem für die ISS zu haben. Daran arbeiteten derzeit mehrere US-Unternehmen. Bis deren Raumschiffe einsatzbereit seien, sei aber die Versorgung der Station mit Nachschub durch die russischen Progress-, die europäischen ATV- und die japanischen HTV-Frachter gesichert.
Der NASA-Chef zeigte sich zuversichtlich, dass die ISS über die bislang fest geplante Nutzungszeit bis 2020 die Erde umkreisen werde. Er könne sich aber auch eine ISS 2, 3 oder 4 in verschiedensten Konstellationen vorstellen, so als freifliegende unbemannte Module, in denen ohne die störende Anwesenheit des Menschen vibrationsfrei Forschung betrieben werden könne.
Bolden bekundete den ausdrücklichen Wunsch der NASA, bei ihren Zukunftsprojekten sehr eng mit den Europäern und insbesondere dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zusammenzuarbeiten. Im Gegensatz zu früher sei man auch bereit, die Partner an Schlüsselelementen etwa für den neuen Schwerlastträger zu beteiligen. Zudem sei man an dem geplanten europäischen Mehrzweck-Servicemodul interessiert, das das ATV nach 2015 ablösen soll.
(für dapd)