Moskau/Arkalyk, 27. April 2012 — Nach 165 Tagen im All ist das russische Raumschiff Sojus TMA-22 mit drei Astronauten an Bord am Freitagnachmittag von der Internationalen Raumstation ISS sicher zur Erde zurückgekehrt. Wegen des starken Windes in der kasachischen Steppe landete die Kapsel mit Anton Schkaplerow, Anatoli Iwanischin (beide Russland) und Dan Burbank (USA) allerdings auf der Seite. NASA-Sprecher Rob Navias kommentierte das mit der lakonischen Bemerkung, das sei „nicht unüblich“. Kommandant Schkaplerow, der als Erster aus der Kapsel geborgen wurde, bestätigte breit lächelnd, dass bei der Landung knapp 90 Kilometer nordöstlich der Stadt Arkalyk „alles nach Plan“ gelaufen sei. Mit „Sojus TMA-22“ geht zudem die Ära der analogen Raumschiffe zu Ende. Von nun an fliegen nur noch Kapseln mit digitaler Technik zur ISS.
Abdocken um 10.18 Uhr
Das Raumschiff hatte pünktlich um 10.18 Uhr von der Station abgelegt. Zuvor hatten sich die Männer von ihren Kollegen Oleg Kononeko (Russland), der von Burbank das Kommando übernommen hat, Don Pettit (USA) und dem Niederländer André Kuipers herzlich verabschiedet. Das Trio bleibt bis Ende Juni und damit auch länger als eigentlich geplant auf der Umlaufbahn.
Um 12.49 Uhr wurden dann die Bremstriebwerke für gut vier Minuten gezündet, und um 13.21 Uhr trat die Landekapsel in die dichten Schichten der Atmosphäre ein und stürzte wie ein Feuerball der Erde entgegen. In 10,7 Kilometern Höhe wurde das Fallschirmsystem aktiviert, und in etwa 8 Kilometern Höhe öffnete sich der riesige Hauptfallschirm. Das Raumschiff schwebte unter der weithin sichtbaren weiß-orangenen Kuppel der Erde entgegen. Schkaplerow, Iwanischin und Burbank standen zu dieser Zeit in ständigem Funkkontakt mit den Bergungsmannschaften.
Verspätete Rückkehr
Eigentlich sollten die Männer bereits am 16. März wieder nach Hause kommen. Doch dann wurde die Landekapsel des Nachfolger-Raumschiffes Sojus TMA-04M bei einem Test so stark beschädigt, dass sie nicht mehr eingesetzt werden konnte. Allerdings stand keine digitale Ersatzkapsel zur Verfügung. Dadurch verzögert sich der erste bemannte ISS-Start dieses Jahres, der eigentlich für den 30. März geplant war, bis zum 15. Mai. Kononenko, Pettit und Kuipers müssen somit bis dahin als 31. Stammbesatzung die Arbeit allein fortsetzen.
Die Russen haben auch diesmal wieder eine ganze Armada zu Lande und in der Luft aufgeboten, um die Rückkehrer so schnell wie möglich zu bergen. 3 Flugzeuge, 14 Hubschrauber und 7 geländegängige Fahrzeuge hatten die Bergungsmannschaften im Landegebiet stationiert. Denn anders als die Amerikaner, deren Shuttles wie ein Passagierflugzeug auf einer normalen Betonpiste auf dem Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida landeten, gehen die Sojus-Kapseln wie in den Anfangsjahren der Raumfahrt immer noch am Fallschirm nieder – wohin der Wind sie auch trägt. Abweichungen von mehreren Kilometern vom vorausberechneten Ort gelten dabei durchaus noch als „Punktlandung“.
(für dapd)
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