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Berlin/Baikonur, 11. Oktober 2009 —  Der Gründer und Chef des weltberühmten „Cirque du Soleil“, Guy Laliberté, hat wieder festen Boden unter den Füßen. Der siebente Weltraumtourist ist am Sonntag zusammen mit dem russischen Kosmonauten Gennadi Padalka und dem US-Astronauten Michael Barratt im Raumschiff „Sojus TMA-14“ um 6.31 Uhr deutscher Zeit weich in der kasachischen Steppe gelandet – eine Viertelstunde später als ursprünglich geplant. Der kanadische Milliardär mit dem ausgesprochen sozialen Touch hatte sich in der Nacht zum Samstag nach seinem einwöchigen  Besuch mit einer fulminanten Öko-Show aus einer Internationalen Raumstation ISS verabschiedet.  Im Rahmen seiner «Poetisch-Sozialen Mission – Moving Stars and Earth for Water» machte er auf die Gefährdung der Trinkwasserressourcen auf der Erde durch den Klimawandel aufmerksam. Zugleich bekäftigte er das Recht aller Menschen unseres Planeten auf Zugang zu sauberem Wasser. Diese Idee wurde in der zweistündigen Sendung, die im Internet (onedrop.org) zu sehen ist und zehn Millionen Dollar gekostet haben soll, durch namhafte Politiker und Künstle r ausdrücklich unterstützt, darunter Ex-US-Vizepräsident Al Gore, die Sänger Shakira, Bono und Peter Gabriel sowie die Schauspieler Selma Hayek und Matthew McConaughey.

Laliberté wird wohl zum Leidwesen der Russen der vorerst letzte zahlende Mitflieger sein. Denn angesichts ihrer permanent leeren Kassen verzichten sie nur ungern auf die gut 35 Millionen Dollar, die so ein Flug dem Vernehmen nach inzwischen kostet. Über den genauen Preis wurde diesmal  Stillschweigen bewahrt, und selbst der ansonsten auskunftsfreudige Kanadier ließ sich die Summe nicht entlocken.

Das vorläufige Aus für die Weltraumtouristen ist der Tatsache geschuldet, dass nach dem bisherigen Stand der Dinge die US-Shuttles im nächsten Jahr eingemottet werden. Damit lastet der gesamte Personenverkehr zur ISS allein auf den Schultern der Russen. Doch ihre kleinen „Sojus“-Kapseln haben nur drei Plätze. Einer davon ist dem russischen Kommandanten vorbehalten, der zweite einem Amerikaner und der dritte einem anderen ISS-Crewmitglied. Da ist also kein Platz für Weltraumtouristen.

Doch so schnell wollen die Russen diese lukrative Einnahmequelle nicht versiegen lassen. Sie hoffen, das Problem spätestens 2012 gelöst zu haben. Dazu müs sen allerdings fünf bis sechs statt bisher nur vier „Sojus“-Kapseln pro Jahr gebaut werden. „Wir streben das für die nächsten eineinhalb bis zwei Jahre an „, verkündete der Chef der Raumfahrtagentur Roskosmos, Anatoli Perminow, am Rande des Laliberté-Fluges. Ob das gelinge, werde die Zeit zeigen, fügte er einschränkend hinzu.

Die Flüge künftiger Weltraumtouristen, so es denn dazu komme, hätten aber nicht mehr die ISS zum Ziel, sagte Perminow. Russland werde vielmehr ein spezielles Raumschiff für autonome Missionen bauen. Grundlage dafür sei die neue, digitale „Sojus“-Kapsel, die im Herbst kommenden Jahres ihre Premiere feiern soll. Eigentlich sollte das Raumschiff der fünften „Sojus“-Generation bereits im Frühjahr 2009 das erste Mal eingesetzt werden. Doch dann entschied man sich für einen späteren Zeitpunkt. Einer der Gründe war, dass man die digitale Steuerung ausführlich testen wollte. Das geschieht derzeit in den neuen automatischen Frachtraumschiffen der „Progress M-M“-Serie. Zwei dieser Transporter sind schon erfolgreich geflogen, das dritte macht sich am 15. Oktober auf den Weg zur ISS.

Die digitale „Sojus TMA-01M“, die am 29. September 2010 beim Jungfernflug zur ISS von Vierfach-Kosmonaut Ale xander Kaleri gesteuert werden soll, zeichnet sich nach Angaben des Chefs des Herstellerkonzerns „Energija“, Witali Lopota, gegenüber den analogen Vorgängern vor allem durch größere Flugsicherheit, schnellere und leichtere Systeme sowie eine um 80 Kilogramm höhere Nutzlast aus. Die digitale Technik mache zudem den bisherigen Bordingenieur überflüssig.

Nach den Vorstellungen von Roskosmos und „Energija“ sollen diese digitalen Kapseln auch speziell für den Weltraumtourismus adaptiert werden. Ein professioneller Kosmonaut könnte dann gleich zwei zahlende Mitflieger an Bord nehmen. Einer der beiden Amateure muss allerdings für den Fall der Fälle ein halbjähriges Training als Bordingenieur absolvieren. Bewerber für eine solche Reise, deren Preis und Dauer noch nicht feststeht, gibt es nach Auskunft von Roskosmos genug, darunter nicht nur aus den USA, sondern auch viele aus Indien. Eine endgültige Entscheidung über das Projekt sei allerdings noch nicht gefallen, betonte Perminow.