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Credit: G. Kowalski

Berlin, 16. April 2012 — Die deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie bleibt ein starker Innovations- und Jobmotor. Das Wachstum der Branche betrug 2011 4,1 Prozent, der Gesamtumsatz erreichte 25,7 Milliarden Euro (Vorjahr: 24,7 Milliarden), teilte der Präsident des Bundesverbandes der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI), Thomas Enders, am Montag in Berlin auf der Jahrespressekonferenz mit. Die Beschäftigtenzahlen verzeichneten ein Plus von 2,1 Prozent auf rund 97.400 (Vorjahr: 95.400). Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung bewegten sich 2011 mit rund 16,8 Prozent auf ähnlich hohem Niveau wie in den Vorjahren, und der Exportanteil betrug rund 63,5 Prozent.

Die Raumfahrt befinde sich weiter auf Erfolgskurs, betonte Enders. Der Umsatz konnte um 3,7 Prozent auf  rund 2,2 Milliarden Euro gesteigert werden (Vorjahr: 2,1 Milliarden). Das entspreche 8,4 Prozent des Branchenumsatzes. Der Beschäftigtenzuwachs sei mit 12,2 Prozent überdurchschnittlich ausgefallen. Insgesamt seien 2011 rund 7.500 Menschen in der Raumfahrtindustrie beschäftigt gewesen (Vorjahr: 6.700). Zentrale Programme der Industrie wie der automatische Transporter ATV oder Ariane 5 sowie wichtige Satellitenprogramme liefen planmäßig, das Satellitennavigationssystem Galileo sei erfolgreich gestartet. Die solide Haushaltslage in der Raumfahrt, die seit 2005 anhalte, sei eine wichtige Grundlage dafür, 2012 die programmatische Umsetzung der neuen deutschen Raumfahrtstrategie zu forcieren.

Langfristig gelte es, die führende Rolle Deutschlands in der europäischen Raumfahrt auszubauen, sagte der BDLI-Chef. Die Bundesregierung habe hierfür mit der High-Tech-Strategie in den letzten Jahren wesentliche Grundlagen geschaffen. Im Rahmen der ESA-Ministerratskonferenz im Herbst dieses Jahres entschieden die 19 ESA-Mitgliedsstaaten über die Zukunft der europäischen Raumfahrt. Wichtig aus deutscher Sicht seien die Weiterentwicklung der Trägerrakete Ariane 5, die erfolgreiche Nutzung der Internationalen Raumstation ISS, eine europäische, zunächst robotische Mission unter deutscher Führung zum Mond, die Entwicklung und der Bau neuer europäischer Wettersatelliten ebenfalls unter deutscher Führung sowie die Weiterentwicklung modernster satellitengestützter Telekommunikationstechnologien. Zudem müssten die europäischen Flaggschiffprogramme Galileo und GMES (Global Monitoring for Environment and Security) gemeinsam mit der EU zum Erfolg geführt werden. „Ein eigenständiger europäischer Zugang zum Weltraum mit der Ariane 5 bleibt eine wichtige Aufgabe für die europäische Politik“, unterstrich Enders. Ob dabei die ATV, deren Flüge 2015 eingestellt werden, in einer weiterentwickelten Variante eine Rolle spielen könnten, wollte er nicht sagen. Das müsse die Ministerratskonferenz entscheiden.

„Äußerst kritisch“ entwickele sich hingegen die Lage der militärischen Luft-  und Raumfahrt, bei der eine Strategie der Bundesregierung fehle. Die Branche habe das Jahr 2011 mit einem Umsatzminus von 1,1 Prozent abgeschlossen, sagte Enders. Grund dafür seien die ersten Auswirkungen der Bundeswehrreform. Viele kleine und mittelständische  Unternehmen müssten um ihre Existenz bangen.