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Moskau, 5. April 2012 — Russland plant den ersten eigenen Spaceport für suborbitale Flüge. Nach dem Vorbild von Spaceport America sollen rund 200 Kilometer südwestlich von Moskau im Smolensker Gebiet am Ufer eines Stausees zudem ein Raumfahrtmuseum, ein Konferenzzentrum  und andere Attraktionen entstehen, teilte die Entwicklungsgesellschaft Uniparx nach einem Bericht des Raumfahrt-Onlinedienstes Nowosti Kosmonawtiki vom  Donnerstag mit.

Der Standort ist nicht von ungefähr gewählt. Denn nur 20 Kilometer entfernt wurde der erste Kosmonaut der Welt, Juri Gagarin, in Kluschino 1934 geboren. Der Spaceport, wenn er denn wirklich gebaut wird, soll deshalb auch seinen Namen erhalten. Vorerst firmiert er unter dem Slogan „Die Erde und der Weltraum – den Kindern“. Die Väter des Projekts wollen auch den britischen Milliardär Richard Branson einladen, hier einen Teil seiner SpaceShipTwo-Flotte für suborbitale Touristenflüge russischer Interessenten zu stationieren.Der Spaceport gehört zum  Entwicklungsprogramm der Region bis zum Jahr 2018, in dessen Rahmen auf 350 Hektar Fläche in einem Naturschutzgebiet der nach dem Stausee benannte Erholungspark Jausa entstehen soll. Mit ihm will man in– und ausländische Touristen in die Heimat Gagarins locken. Außerdem ist das ehemalige Schlachtfeld von Borodino mit seinem Museum und seinen Gedenkstätten nicht weit, die an den Sieg von General Kutusow über die Truppen Napoleons von 1812 erinnern.


Die Idee für das Projekt wurde im Vorfeld des 50. Jahrestages des Fluges Gagarins vom 12. April 1961 geboren. Anfangs dachte man noch an einen reinen Vergnügungs- und Freizeitpark mit Kinderbelustigungen, Cafés, einem Kino und einem Hubschrauberlandeplatz für die betuchte Klientel, der „Gagarinland“ heißen sollte. Inzwischen geht man aber einen großen Schritt weiter.
Die Familie Gagarins, die argwöhnisch darüber wacht, dass der gute Name des Kosmonauten nicht missbraucht wird, steht dem Vorhaben positiv gegenüber. Sie habe keine „prinzipiellen Einwände“, hatte Gagarins jüngste Tochter Galina  nach der Veröffentlichung der ersten Entwürfe gesagt. Allerdings dürften dadurch die Ökologie, die historischen Denkmäler und die Natur keinen Schaden nehmen, fügte die 51-jährige Ökonomie-Professorin hinzu, die ihre Doktorarbeit über die Smolensker Wirtschaft geschrieben hat.
Ein ähnliches Projekt – allerdings ohne Suborbitalflugangebot – ist auch für das Dorf Smelowka bei Saratow an der Wolga angedacht, wo Gagarin nach seiner historischen Erdumkreisung am Fallschirm landete. Hier soll nach den Plänen des renommierten russischen Professors Waleri Rshewski ein internationales Jugendlager „Gagaringrad“ („Gagarinstadt“) für 10.000 bis 15.000 raumfahrtbegeisterte Mädchen und Jungen entstehen. Nach dem Vorbild der Internationalen Raumstation ISS sollen sie hier wie richtige Kosmonauten gemeinsam trainieren und den jeweils spezifischen Beitrag ihrer Länder zur Raumfahrt kennen lernen.
(für dapd)