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Moskau, 13. März 2012 — Russland will bis 2030 Kosmonauten zum Mond schicken. Im Zuge eines Demonstrationsfluges sollen sie den Erdtrabanten mit ihrem Raumschiff umkreisen, auf ihm landen und wieder zur Erde zurückkehren, berichtet die Moskauer Zeitung „Kommersant“ am Dienstag. Sie beruft sich dabei auf den Entwurf einer Strategie für die Entwicklung der Raumfahrt bis zum Jahr 2030, den die Weltraumagentur Roskosmos der Regierung in der vergangenen Woche vorgelegt hat.

Ziel dieser Strategie sei es, das Weltniveau der russischen Raumfahrt zu sichern und die Position Russlands unter den drei weltweit führenden Raumfahrtmächten zu festigen, heißt es weiter. Priorität hätten dabei die Entwicklung und Nutzung der Raumfahrttechnik, -technologie und -dienstleistungen, der Bau von Raumschiffen für bemannte, Transport- und interplanetare Missionen, darunter auch ein wiederverwendbares Raumfahrtsystem,  sowie die Schaffung der wissenschaftlich-technischen Grundlagen für einen bemannten Flug zum Mars und eine Raumstation der neuen Generation.

In einem ersten Schritt will Russland dazu bis 2015 seine Satellitenflotte vorrangig mithilfe westlicher Elemente an den Weltstandard heranführen. Zudem sollen zu diesem Zeitpunkt vom neuen Kosmodrom Wostotschny im Amur-Gebiet die ersten unbemannten Starts mit modernisierten Versionen der bisherigen Trägerraketen erfolgen. Für 2020 sind hier die ersten bemannten Starts neuer, schwerer Raumschiffe mit den neuen Angara-Trägerraketen geplant. Zugleich sind Missionen zur vertieften Erforschung des Mondes mit Lunochods, bei denen auch Bodenproben zur Erde gebracht werden sollen, sowie zur Venus und zum Jupiter vorgesehen.  In Kooperation mit ausländischen Partnern will Roskosmos außerdem auf dem Mars ein Netz von Forschungsstationen errichten. Die Internationale Raumstation ISS soll dagegen 2020 versenkt werden.

Neben den bemannten Mondflügen planen die Russen bis 2030 auch den Einsatz einer neuen superschweren Trägerrakete, die von Wostotschny aus mindestens 120 bis 180 Tonnen Nutzlast auf eine niedrige Erdumlaufbahn hieven kann. Die russische Satellitenflotte soll bis dahin 95 statt der bisher 40 Prozent der sozial-ökonomischen, wissenschaftlichen und Verteidigungsaufgaben abdecken. Der Anteil Russlands am weltweiten kommerziellen Raumfahrtmarkt soll von derzeit 0,5 Prozent auf zehn Prozent steigen.

Die Grundlagen für die Umsetzung der Strategie, die von einem neuen Kosmosrat kontrolliert wird, sollen durch die Reorganisation der Raketen- und Raumfahrtindustrie in vier bis fünf miteinander konkurrierende vertikale Strukturen gelegt werden. Bis 2020 sollen nicht mehr benötigte Produktionskapazitäten verkauft werden.

Die Finanzierung  der Strategie erfolgt durch staatliche Zuwendungen und außerbudgetäre Mittel. Dabei zählt man dem Entwurf zufolge vor allem auf nichtstaatliche Auftraggeber.

Die Strategie ist auf Weisung von Vizepremier Dmitri Rogosin erarbeitet worden, der seit Dezember vergangenen Jahres für die Raumfahrt und den militärisch-industriellen Komplex zuständig ist.

(für dapd)