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Credit: Roskosmos

Moskau, 7. März 2012 — Nach dem von schmerzlichen Fehlschlägen überschatteten Gagarin-Jahr 2011 will Russlands Raumfahrt 2012 einen qualitativen Sprung nach vorn machen. Die Voraussetzungen dafür sollen durch die Vervollkommnung  der Projektierungsarbeiten und Produktion sowie die „Erhöhung der Bereitschaft“ der Branche zur Entwicklung modernster Raketen- und Weltraumtechnik geschaffen werden, wie die Raumfahrtagentur Roskosmos am Dienstag auf einer Kollegiumssitzung beschloss. Auffallend dabei ist die besondere Betonung militärischer Aspekte, nachdem die Agentur, das Kosmonautenausbildungszentrum (ZPK) „Juri Gagarin“ samt seiner Wohnstadt „Sternenstädtchen“ („Star City“) vor den Toren Moskaus und das Kosmodrom Baikonur (Kasachstan) erst vor kurzem offiziell zu zivilen Einrichtungen erklärt  worden waren.

Zwei der sieben Prioritäten sind militärischer Natur

Zwei der sieben Prioritäten, die Roskosmos für das neue Planjahr formuliert hat, betreffen das Militär. So rangiert die „bedingungslose Erfüllung“ der staatlichen Rüstungsaufträge gleich an zweiter Stelle nach der Hauptforderung, durch „effektive Maßnahmen“ für das reibungslose Funktionieren der Trägerraketen zu sorgen. Damit reagiert die Agentur auf die fünf Fehlstarts des vergangenen Jahres, die hauptsächlich auf das Versagen der Raketen beziehungsweise ihrer Oberstufen zurückzuführen sind. Auf dem dritten Platz findet sich die Forderung an die Raketen- und Raumfahrtindustrie, die anteiligen Aufgaben des Staatlichen Rüstungsprogramms für die Jahre 2011-2020 zu erfüllen.

Weitere Punkte sind die Qualitätssicherung beim Satellitennavigationssystem GLONASS, bei dem es immer wieder Ausfälle gibt, die Erhöhung der Zuverlässigkeit der Raketen- und Raumfahrttechnik, die Steigerung des Anteils Russlands am kommerziellen Weltmarkt für kosmische Dienstleistungen sowie die Verbesserung der organisatorischen Arbeit von Roskosmoss. Die bemannte Raumfahrt wird bei den Prioritäten überraschenderweise nicht erwähnt.

Durchwachsene 2011er Bilanz

Bei den neuen Aufgaben kann Roskosmos nur auf einer durchwachsenen Bilanz des Jahres 2011 aufbauen, in dem Russland das Goldene Jubiläum des Starts von Juri Gagarin als erster Mensch ins All vom 12. April 1961 gefeiert hat. Eine offizielle Bilanz des Organisationskomitees unter Leitung von Noch-Premier Wladimir Putin steht bislang aus. Dafür hat jetzt Roskosmos-Chef Wladimir Popowkin vor dem Kollegium seine Version erläutert. Er räumte eingangs „eine Reihe von Misserfolgen“ ein, ohne allerdings auf Einzelheiten einzugehen. Diese hätten dazu geführt, dass nicht alle geplanten Vorhaben erfüllt werden konnten. Nichtsdestotrotz  habe die Branche aber die Erfüllung aller von Russland eingegangenen internationalen Verpflichtungen gewährleistet, einen hohen Nutzungsgrad der einheimischen Trägerraketen gesichert und keinen Tempoverlust bei den geplanten Entwicklungskennziffern zugelassen.

Nach Angaben von Popowkin hat Russland 2011 35 Raketen mit insgesamt 60 Raumflugkörpern gestartet. Das entspreche einem Weltmarktanteil von über  40 Prozent. Mit eingerechnet sind dabei allerdings  auch die beiden Sojus-Starts auf dem europäischen Weltraumbahnhof Kourou (Französisch-Guyana) und ein Start von Sea Launch mit zusammen neun Satelliten, die die entsprechenden Betreibergesellschaften natürlich ihren Bilanzen zuschlagen. Außerdem sei der Start von elf boden- und seegestützten ballistischen Interkontinentalraketen „abgesichert“ worden, bilanzierte der Roskosmos-Chef.

(für dapd)