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Credit: Fraunhofer FHR

Moskau, 16. Januar 20121 — Die russische Marsonde Phobos-Grunt gibt auch nach ihrem Absturz weiter Rätsel auf. Sicher ist nur, dass sie am Sonntag abgestürzt ist. Über den Ort und den Zeitpunkt gehen die Angaben aber weit auseinander.  Ein Sprecher des Moskauer Verteidigungsministeriums hatte am Sonntagabend mitgeteilt, die Sonde sei um 18.45 Uhr MEZ 1.250 Kilometer westlich der chilenischen Insel Wellington in den Pazifik gestürzt. Die offizielle Raumfahrtagentur Roskosmos hatte zuletzt angekündigt, der Absturz finde voraussichtlich um 19.08 Uhr westlich von Afrika über dem Atlantik statt. Eine Bestätigung dafür erfolgte bislang jedoch nicht.  In der Nacht zum Montag zitierte die  Nachrichtenagentur RIA Nowosti russische Ballistiker, die Reste des 13,5 Tonnen schweren und 120 MiIlionen Euro teuren Apparates seien vor Brasilien in den Atlantik gefallen.

Am Montagmorgen betonte Roskosmos-Vize Anatoli Schilow im Fernsehen,  dass die Agentur über keine genauen Daten vom Absturzort verfügt. Die Sonde sollte nach den Berechnungen von Spezialisten am Sonntag über Brasilien  in den dichten Schichten der Atmosphäre zerstört werden, zitiert die Moskauer Nachrichtenagentur Interfax Schilow. Eine offizielle Bestätigung dafür gebe es aber nicht. Sollten Teile der Sonde auf das Festland  gefallen sein, so würden sie von örtlichen Bewohnern gefunden, betonte Schilow. Werde nichts gefunden, gehe man davon aus, dass der ganze Apparat verglüht sei.

Das US-Militär hat ebenfalls bestätigt, dass Phobos-Grunt abgestürzt ist, liefert aber auch keine Informationen über die genaue Absturzstelle. „Das Objekt sei  im Bereich der vorausgesagten Zeitspanne niedergegangen“, heißt es in einer Mitteilung des strategischen US-Kommandos. Zuvor war prognostiziert worden, die Sonde trete zwischen 18.50 Uhr bis 19.47 Uhr MEZ in die Atmosphäre ein.

Inzwischen hat der für die Raumfahrt zuständige russische Vizepremier Dmitri Rogowin am Montag in seinem Blog mitgeteilt, dass er die Untersuchung des Phobos-Grunt-Absturzes unter persönliche Kontrolle nehmen werde. Er erwarte am 25. Januar einen Bericht von Roskosmos-Generaldirektor Wladimir Popowkin mit den Ursachen der Havarie und den  „Namen der Antihelden“. Schon im November hatte Präsident Dmitri Medwedjew angekündigt, die Schuldigen personell, materiell und notfalls auch strafrechtlich zur Verantwortung zu ziehen.

Phobos-Grunt war am 9. November vom  Kosmodrom Baikonur (Kasachstan) gestartet. Offenbar wegen eines Steuerungsfehlers zündeten aber die Marschtriebwerke für den Weiterflug zum Mars nicht. Wochenlange Versuche, Kontakt zu dem Havaristen aufzunehmen, um ihn neu zu programmieren, scheiterten. Die Sonde sollte zum Marsmond Phobos fliegen, dort Bodenproben nehmen und diese im August 2014 zur Erde bringen.

(für dapd)