Mi. Sep 25th, 2024
Credit: G. Kowalski

Moskau, 11. Januar 2012 — Der Chef der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos, Wladimir Popowkin, nährt im Zusammenhang mit den Fehlschlägen seines Landes im vergangenen Jahr eine Verschwörungstheorie. Zugleich räumt er ein, dass die Mission der Marssonde Phobos-Grunt von Anfang an problembehaftet gewesen sei.

„Man wolle niemanden beschuldigen, aber es gibt heute sehr starke Mittel, um auf kosmische Apparate einzuwirken“, zitiert der Moskauer Onlinedienst „Nowosti kosmonawtiki“ am Dienstag Popowkin aus einem Interview der Zeitung „Iswestija“. Die Anwendung solcher Mittel sei also „nicht auszuschließen“.

Popowkin betonte, es gebe bislang noch keine Klarheit darüber, warum die Marschtriebwerke der Sonde Phobos-Grunt für den Weiterflug zum Mars nicht gezündet haben. Unverständlich seien auch die „häufigen Ausfälle bei unseren Apparaten“, wenn sie sich im Funkschatten befänden, sodass die russische Seite den Apparat nicht sehen und von ihm auch keine telemetrischen Daten empfangen könne.

Allerdings sei Phobos-Grunt auch unter den Bedingungen begrenzter finanzieller Mittel entstanden, betonte Popowkin. Das habe zu riskanten technischen Lösungen gezwungen und bewirkt, dass die Mission insgesamt problematisch gewesen sei. „Wir sind Geiseln dieser Lösungen gewesen“, zumal man auch Verpflichtungen gegenüber der Europäischen Weltraumorganisation ESA und China gehabt habe, die mit Geräten und einem Kleinsatelliten an der Mission beteiligt seien, fügte der Roskosmos-Chef hinzu. Außerdem sei sehr lange an der Sonde gearbeitet worden, so dass die Garantiezeit vieler ihrer Elemente schon erreicht gewesen sei. Wenn man Phobos-Grunt also 2011 nicht gestartet hätte, hätte man die Sonde dennoch „wegwerfen“ müssen und so auch die 120 Millionen Euro verloren, die sie gekostet habe.

2011 gab es in Russland bei 32 Starts fünf Fehlschläge. So blieb die am 9. November gestartete Marssonde im erdnahen Orbit „hängen“ und stürzt voraussichtlich Ende der Woche unkontrolliert ab. Schon unmittelbar nach Bekanntwerden des Fehlstarts waren Gerüchte aufgekommen, dass die Sonde möglicherweise durch Laserstrahlen außer Gefecht gesetzt worden sei. Popowkin kündigte in dem Interview an, dass Russland ab 2013 über ausreichend Relais-Satelliten verfügen werde, um seine Raumflugkörper lückenlos verfolgen zu können.


(für dapd)