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Roskosmos-Chef Wladimir Popowkin Credit: G. Kowalski

Moskau, 29. Dezember 2011 — Nach einer ganzen Serie von Pannen in Russlands Raumfahrt hat die Aufarbeitung der Ursachen begonnen. Der zuständige Vizepremier Dmitri Rogosin hat am Donnerstag von der Raumfahrtagentur Roskosmos verlangt, bis zum 25. Januar einen Bericht über die Gründe für die jüngsten Fehlschläge vorzulegen. Das Dokument müsse zugleich konkrete Maßnahmen zur Korrektur der in der Raumfahrtbranche entstandenen Lage festschreiben, sagte Rogosin in Moskau vor Journalisten nach einer Begegnung mit Roskosmos-Chef Wladimir Popowkin. Zudem müsse Popowkin innerhalb von 50 Tagen einen Plan für die Entwicklung der Branche  bis zum Jahr 2030 vorlegen.

In diesem Jahr ist es in Russland zu fünf schweren Fehlschlägen bei glücklicherweise nur unbemannten Starts gekommen.  So sind im August und Dezember Sojus-Raketen wegen Triebwerkschäden abgestürzt. Im Februar, August und November erreichten Satelliten wegen Problemen mit den Oberstufen nicht ihre geplante Umlaufbahn. So umkreist noch heute die Marssonde Phobos-Grunt die Erde. Der 13,5 Tonnen schwere Koloss soll nach letzten Berechnungen am 14. Januar über Afghanistan abstürzen.

Popowkin, der erst seit Mai im Amt ist, muss sich damit zum zweiten Mal in diesem Jahr für die Misere in der russischen Raumfahrt verantworten. Bereits Anfang Oktober wurde er nach dem Verlust eines Geodäsie- und eines Kommunikationssatelliten sowie eines Frachtraumschiffs vor einen Ausschuss der Staatsduma zitiert. Seitdem gab es noch die Fehlstarts von Phobos-Grunt und eines Meridian-Nachrichtensatelliten. Der Roskosmos-Chef sieht im Mangel an Facharbeitern einen der Hauptgründe für die derzeitigen Krise, die die Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag des historischen Fluges von Juri Gagarin als erster Mensch ins All vom 12. April 1961 überschattet.

Nach Angaben des Raumfahrt-Onlinedienstes Nowosti Kosmonawtiki belegt Russland mit 32 Raketenstarts in diesem Jahr den ersten Platz. Nicht eingerechnet seien dabei zwei Sojus-Starts in Kourou (Französisch Guyana), die der europäischen Betreibergesellschaft Arianespace zugeschlagen werden, und ein Sea Launch-Start. Die Fehlerquote betrage 15,62 Prozent. Auf dem zweiten Platz rangiere  erstmals China mit 19  Starts bei einem Fehlstart vor den USA mit 18/1.

Rogosin, der bislang sein Land als Botschafter bei der NATO vertreten hat, wurde erst vor wenigen Tagen von Ministerpräsident Wladimir Putin zu dessen Vize ernannt. Er verantwortet den miliärisch-industriellen Komplex.

(für dapd)