Mi. Sep 25th, 2024
Dragon im Anflug auf die ISS Grafik: SpaceX

Berlin, 28. Dezember 2011 — Für die USA ist 2011 ein Jahr des Abschieds und des Neubeginns gleichermaßen. Nach der Einstellung des Shuttle-Programms im Juli  aus Kosten- und Sicherheitsgründen soll seine Rolle künftig von kommerziellen Transportsystemen übernommen werden. Damit verfügen die Amerikaner auf absehbare Zeit über keinen eigenen bemannten Zugang zum All mehr. Sie sind somit bei der Internationalen Raumstation ISS, deren wissenschaftliches Potenzial sie vorerst bis 2020 voll ausschöpfen wollen, auf die Taxi-Dienste der Russen angewiesen. Und das in einem Moment, da deren bislang zuverlässiges Arbeitspferd, die Sojus-Trägerrakete, zu schwächeln beginnt.

Trotz dieses Handicaps ist der Chef der US-Luft- und Raumfahrtbehörde NASA , Charles Bolden, überzeugt, dass sein Land die Nummer 1 in der Weltraumforschung bleibt. Dafür sorgten schon die anspruchsvollen Pläne von Präsident Barack Obama und des US-Kongresses, betonte er jüngst in einem Brief an das Wall Street Journal mit Blick auf die Missionen etwa zum Asteroiden Vesta, zum Jupiter, zum Mond oder zum Mars. Obama habe die NASA beauftragt, bis 2025  bemannt zu einem Asteroiden zu fliegen und in den 2030-er Jahren Astronauten zum  Mars zu schicken. Auf diese “spezifischen Ziele”seien die Planung und die Investitionen ausgerichtet. 

Die amerikanische Vision für die Zukunft der Raumfahrt sei somit klar, schreibt Bolden. Die Transportaufgaben im erdnahen Orbit, also zur ISS,  würden dem Privatsektor anvertraut. Die NASA selbst entwickele dagegen die Technologien und Raumschiffe für die Erforschung entfernterer Ziele. Die Arbeiten an der dafür erforderlichen schweren Trägerrakete und des Orion-Raumschiffes sind in vollem Gange.  Bis zur Einsatzreife ist es aber noch ein weiter Weg, und wann die erste Mannschaft an Bord gehen kann, steht im wahrsten Sinne des Wortes noch in den Sternen.

Dragon startet im Februar
     

Mit  Dragon (Drache) startet indes nach der derzeitigen Planung der erste kommerzielle Frachter am 7. Februar mit einer Falcon-9-Rakete vom militärischen Teil des Weltraumbahnhofs Cape Canaveral (Florida)  zur ISS. Die Kapsel des Unternehmens Space Exploration Technologies (SpaceX) aus Hawthorne in Kalifornien, die im Dezember 2010 ihres ersten Testflug  bravourös absolviert hat, soll sich nahe an die Station heranpirschen und dann von den US-Astronauten Dan Burbank und Don Pettit mit dem kanadischen Roboterarm „eingefangen“ und an die Station angedockt werden. Dragon wird etwa eine Woche angekoppelt bleiben. In dieser Zeit wird die Kapsel ent- und wieder mit Rückfracht beladen. Im Gegensatz zu den russischen, europäischen und japanischen Einweg-Frachtern Progress, ATV und HTV, die nach Abschluss ihrer Mission verglühen, kehrt das US-Schiff auf die Erde zurück und wassert im Pazifik vor der kalifornischen Küste. Die NASA fördert das Projekt samt zwölf Versorgungsflügen mit rund 2,0 Milliarden Dollar. Im Erfolgsfall kann der Vertrag auf ein Volumen von 3,1 Milliarden erweitert werden.
Noch nicht sicher ist dagegen der erste Starttermin einer zweiten kommerziellen Versorgungskapsel namens Cygnus (Schwan) von der Orbital Science Corp. in Dulles (Virginia) zur ISS. Anvisiert ist der Mai. Die NASA zahlt  hier  dem Unternehmen für acht Flüge 1,9 Milliarden Dollar.

(für dapd)