Mi. Sep 25th, 2024

Credit: RKK "Energija"

Moskau, 14. Dezember 2011 — Russlands Raumfahrt hat einen schweren Verlust erlitten. Ihr Nestor  Boris Tschertok ist tot. Er starb in der Nacht zum Mittwoch im Alter von 99 Jahren, wie der Moskauer Raumfahrt-Onlinedienst „Nowosti kosmonawtiki“ berichtet.

1912 im polnischen Lodz geboren, hat der langjährige Stellvertreter des legendären Chefkonstrukteurs Sergej Koroljow (1907-1966) maßgeblich die Entwicklung der Steuerungssysteme der militärischen und zivilen Raketentechnik der ehemaligen UdSSR  bestimmt. Die beiden Raumfahrtpioniere hatten sich unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland kennen gelernt, wo sie zusammen mit anderen sowjetischen Spezialisten die Nazi-Raketentechnik studierten und die Reste der V2-Produktion für den Abtransport in die Sowjetunion sicherten.

Tschertoks Name ist eng mit dem Bau der Atomrakete R-5 und der ersten interkontinentalen ballistischen Rakete R-7 verbunden. Seine Handschrift tragen alle Raketen, künstlichen Erdsatelliten, bemannten Raumschiffe  und Planetensonden der UdSSR, die im Koroljowschen Konstuktionsbüro entstanden sind.

Tschertok war bis zu seinem Tod aktiv. So wirkte er als Chefberater des führenden Raumfahrtkonzerns  RKK „Energija“. Mit seinem vierbändigen Werk „Raketen und Mensch“ hinterlässt der Verstorbene, der in letzter Zeit auch als scharfer Kritiker der aktuellen russischen Raumfahrtpolitik hervorgetreten ist, die ausführlichste und realistischste Geschichte der Sowjet-Raketentechnik.

(für dapd)