
Moskau, 5. Dezember 2011 — Die außer Kontrolle geratene russische Marssonde Phobos-Grunt ist angeblich in Auflösung begriffen. Von der Sonde hätten sich am 29. November „zwei unbekannte Objekte“ abgetrennt, berichtet die Moskauer Nachrichtenagentur Interfax am Montag unter Berufung auf Beobachtungen des kanadischen Experten Ted Molczan. Die beiden Objekte seien vom US-Luft- und Raumfahrtüberwachungskommando unter den Nummern 11065H / 37947 und 11065G / 37940 registriert worden.
Der Kommentator der Moskauer Raumfahrtzeitschrift „Nowosti komonawtiki“, Igor Lissow, geht indes davon aus, dass sich nur ein Teil von der Sonde gelöst habe und am 30. November verglüht sei. Es habe sich dabei um ein Objekt von 15 Zentimetern Durchmesser und einer Masse von 700 Gramm gehandelt. Die Differenz zum kanadischen Experten könne auf einem Beobachtungsfehler beruhen. Beide Angaben sind aber der Agentur zufolge bislang von der offiziellen Weltraumagentur Roskosmos nicht bestätigt worden.
Versuche der Russen und der Europäischen Weltraumorganisation ESA, mit dem Havaristen Kontakt aufzunehmen, sind in den vergangenen Wochen fehlgeschlagen. Jetzt wollten russische Experten mit Direktbefehlen die Triebwerke der Sonde starten, um diese „blind“ auf eine höhere Umlaufbahn zu bringen, sagte der ESA-Manager Wolfgang Hell in einer Fernsehkonferenz. Auf diese Weise will man Zeit für die Suche nach Rettungslösungen gewinnen.
Phobos-Grunt umkreist die Erde derzeit auf einer Bahn zwischen 299 und 207 Kilometern. Seit seinem Start hat der Apparat fast 50 Kilometer an Höhe verloren und könnte nach Schätzungen von Experten zwischen dem 6. und 31. Dezember abstürzen.