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Moskau, 9. November 2011 — Die
russische Raumfahrtagentur Roskosmos will die auf Abwege geratene Marssonde Phobos-Grunt neu programmieren. Dazu werde am Mittwochabend nach 23.00 Uhr Moskauer Zeit (20.00 Uhr MEZ) telemetrisch Kontakt zu ihr aufgenommen, teilte die Agentur in Moskau mit. Nach Auswertung der Daten werde dann versucht, die Marschtriebwerke der Sonde, die in der Nacht zum Mittwoch nicht gezündet und so den Übergang auf eine Transferbahn zum Mars verhindert hatten, erneut zu starten.  Für diese Rettungsaktion stünden zwei Wochen zur Verfügung. Dann seien die energetischen Ressourcen von Phobos-Grunt erschöpft.

Roskosmos betonte, der Start der Sonde vom Kosmodrom Baikonur (Kasachstan) sei in der Nacht zum Mittwoch normal verlaufen. Beim Einschalten der Marschtriebwerke auf der Erdumlaufbahn sei es aber zu einer „außerplanmäßigen Situation“ gekommen. Zu diesem Zeitpunkt habe sich der Apparat außerhalb der Sichtzone befunden. Inzwischen seien aber alle Bewegungsparameter des Havaristen bekannt.

Eine nicht namentlich genannte Quelle hatte zuvor nach Informationen des Onlinedienst Nowosti-Kosmonawtiki behauptet, Ursache für die Panne sei das nicht ausgereifte Steuerungssystem. Experten hätten im Vorfeld des Starts darauf  hingewiesen, dass das Risiko einer Havarie  angesichts der komplizierten Ballistik „sehr hoch“ sei. Nun hätten sich die schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet. Die Chancen für eine Rettung der Sonde bezeichnete die Quelle als „gering“. Es müsste dafür schon „ein Wunder“ geschehen.

 

Mit Phobos-Grunt wollten die Russen nach einer 15-jährigen Zwangspause wieder in die internationale Planetenforschung einsteigen. 1996 hatte ihre letzte Planetensonde „Mars-96“ ebenfalls ihr Ziel nicht erreicht und war ins Meer gefallen. Die neue Sonde soll zum Mars-Mond Phobos fliegen, dort Bodenproben nehmen und diese im August 2014 zur Erde bringen

Nach Angaben von Nowosti-Kosmonawtiki hat keine der bisher 18 sowjetischen und russischen Mars-Missionen ihre Aufgaben voll erfüllt. Vier Sonden seien beim Start abgestürzt, bei weiteren vier habe die Oberstufe versagt, und dreimal sei die Verbindung abgebrochen. Eine Sonde konnte nicht auf die Mars-Umlaufbahn einschwenken.

(für dapd)