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Credit: Roskosmos

Baikonur, 9. November 2011 –Mit dem Start seiner Raumsonde Phobos-Grunt vom Dienstag will sich Russland in der internationalen Planetenforschung zurückmelden. 15 lange Jahre nach dem fatalen Fehlschlag von „Mars-96“ wagt das Land einen neuen Vorstoß zum Roten Planeten, mit dem es in der Vergangenheit so viele schlechte Erfahrungen gemacht hat. Ziel ist diesmal dessen Mond Phobos.

Die rund 13,5 Tonnen schwere und 120 Millionen Euro teure Sonde soll im September 2012 den Mars erreichen und ihn und seinen Mond mit rund 20 Geräten ins Visier nehmen. Anfang 2013 ist dann die Landung auf Phobos geplant. Dabei werden Bodenproben – allerdings nur rund 200 Gramm – genommen, die in einer kleinen Rückkehrkapsel im August 2014 auf die Erde gebracht werden sollen.
Die  Sonde ist zugleich der Auftakt für ein nationales Programm zur Erforschung der Planeten und kleiner Himmelskörper unseres Sonnensystems bis zum Jahr 2020. Dabei geht es auch um Missionen zur Venus, zu Asteroiden,zu den Jupiter-Monden und nicht zuletzt wohl auch in der weiteren Perspektive um einen bemannten Flug zum Mars.
Deutschland und die Amerikaner sind mit einem Mikroorganismusexperiment  an dem Phobos-Projekt beteiligt, China mit einem Kleinsatelliten, der vor der Landung ausgesetzt wird.

Ursprünglich wollte Russland die  Mission schon 2004 starten. Das Vorhaben wurde dann aber noch einmal stark überarbeitet und auf 2009 vertagt. Doch auch dieser Termin konnte nicht gehalten werden.Heute präsentiert sich die Sonde zu  90 Prozent neu. Über 20 russische Patente wurden auf sie angemeldet. Allerdings birgt das Projekt auch erhebliche Unwägbarkeiten, wie der Chef der Raumfahrtagentur Roskosmos, Wladimir Popowkin, Anfang Oktober bei einem Hearing in der Staatsduma einräumen musste. Denn aus Zeitmangel konnten nicht alle Neuerungen ausreichend getestet werden. „Wir verstehen, dass das ein Risiko ist, aber das Risiko ist gerechtfertigt“, sagte Popowkin. So müsse man eben die Tests während des Fluges fortsetzen.

Unklar ist bislang auch, ob internationale Wissenschaftler in die Untersuchung des Phobos-Gesteins einbezogen werden. Diese Frage werde derzeit noch „im Detail“ erörtert, sagte der Leiter des federführenden Moskauer Instituts für Kosmosforschung (IKI), Lew Seljony. Er jedenfalls sei für die Einrichtung eines entsprechenden internationalen Labors. Hinter diesem Vorschlag verbirgt sich ein weiteres Problem der Russen. Denn ihren Instituten fehlen bislang die Analysegeräte für die Bodenproben. Gelingt es nicht, diese noch rechtzeitig zu bauen, bleibt Russland nur die undankbare Rolle des Transporteurs. Den Ruhm der wissenschaftlichen Auswertung des kostbaren außerirdischen Materials könnten sich dann andere an die Fahne heften, befürchtet Seljony.
(für dapd)