Mi. Sep 25th, 2024
Credit: DLR

Peking/Köln, 31. Oktober 2011 — China treibt den Bau seiner ersten Raumstation zielstrebig voran. Ein unbemanntes Raumschiff ist am Montagabend zu einem ersten Kopplungsmanöver ins All gestartet. Shenzhou-8 (Magisches Schiff) habe um 22.58 Uhr deutscher Zeit (1. November 5.58 Uhr Ortszeit) an der Spitze einer Rakete des Typs Langer Marsch-2F vom Weltraumbahnhof Jiuquan in der Inneren Mongolei abgehoben, meldet die Pekinger Nachrichtenagentur Xinhua. Mit an Bord  ist auch eine deutsche Apparatur  mit 17 biologischen und medizinischen Experimenten, wie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln ergänzend mitteilte.

Shenzhou-8 soll nach zwei Tagen automatisch an das erste Modul der künftigen Raumstation Tiangong-1 (Himmelspalast) andocken, das sich seit Ende September auf der Umlaufbahn befindet. Wenn das komplizierte Kopplungsmanöver gelingt, soll das Raumschiff zwölf Tage lang im Verbund mit dem Modul die Erde umkreisen, dann noch einmal an- und abdocken, um danach samt den Experimenten wieder zur Erde zurückzukehren.

2012 sollen dann mit Shenzhou-9 oder Shenzhou-10 auch Taikonauten, wie die chinesischen Raumfahrer genannt werden, zu einer Kurzzeitmission zu dem Modul fliegen, umsteigen und erste medizinische und technologische Experimente an Bord durchführen. Zwischen 2013 und 2015 werden die Nachfolger Tiangong-2 und Tiangong-3 auf die Umlaufbahn gebracht. Für diese beiden Module sind vier Besuchsbesatzungen geplant. Bereits 2020 soll dann der erste rund 60 Tonnen schwere chinesische “Himmelspalast” quasi im Tandem mit der Internationalen Raumstation ISS die Erde umkreisen.
Die deutschen und chinesischen Experimente,  die in der Apparatur SIMBOX (Science in Microgravity Box) durchgeführt werden, sind nach Angaben des DLR das weltweit erste bilaterale Kooperationsvorhaben Chinas im Rahmen des Shenzhou-Programms. Dabei werden Pflanzen, Fadenwürmer, Bakterien und menschliche Krebszellen fast drei Wochen lang der Schwerelosigkeit und der Weltraumstrahlung ausgesetzt sowie medizinisch relevante Proteine kristallisiert. Wissenschaftler von mehreren deutschen und chinesischen Universitäten und Forschungseinrichtungen erhoffen sich dabei Antwort auf die Frage, wie die Schwerkraft in biologische Prozesse eingreift und wie man das Immunsystem stärken kann. Ziel ist es unter anderem, ein biologisches Lebenserhaltungssystem zu entwickeln, das bei künftigen Langzeitaufenthalten des Menschen im Weltraum Sauerstoff und Nahrung produzieren sowie Wasser aufbereiten kann.
(für dapd)