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Credit: ESA

Kourou, 21. Oktober 2011 —  Die Europäische Raumfahrtorganisation ESA und Russland haben am Freitag auf dem europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch–Guyana Doppelpremiere gefeiert. Bei ihrem Erststart auf dem amerikanischen Kontinent hat die russische Trägerrakete Sojus-ST im zweiten Anlauf um 7.30 Uhr Ortszeit (12.30 Uhr deutscher Zeit) mit den ersten beiden Satelliten des europäischen Weltraumnavigationssystems Galileo von der brandneuen Startrampe abgehoben, teilte die Betreibergesellschaft Arianespace mit. Ein erster Versuch musste am Donnerstag wegen eines Problems mit dem Betankungssystem abgebrochen werden. Dem Start wohnten ESA-Chef Jean-Jacques Dordain, sein russischer Counterpart Wladimir Popowkin, der russische Vizepremier Sergej Iwanow sowie zahlreiche Europa-Parlamentarier bei.

 
Rund vier Stunden nach dem Bilderbuchstart bei regnerischem Wetter sollte die Fregat-Oberstufe des Trägers, der nunmehr 1.777 Flüge auf dem Konto hat, die beiden jeweils 700 Kilogramm schweren  Satelliten in 23.222 Kilometern Höhe auf ihrer Bahn um die Erde absetzen. Bis 2014 soll das Netz auf 14 Satelliten anwachsen. Für die Endkonfiguration des Konkurrenten des amerikanischen GPS-Systems sind bis 2020 30 solcher Raumflugkörper geplant, davon drei als Reserve. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich nach EU-Angaben auf etwa sieben Milliarden Euro.
 
Mit den Sojus-Trägern erweitert Europa, das bisher nur über die schweren Ariane-Raketen verfügt, sein Dienstleistungsangebot um den mittleren Nutzlastbereich. Russland erhofft sich mit dem dritten Startplatz nach Baikonur (Kasachstan) und im nordrussischen Plessezk die Marktführerschaft bei Satelliten bis zu drei Tonnen. Der neue leichte europäische Träger Vega rundet im nächsten Jahr die Angebotspalette der ESA ab, die sich damit eine ausgezeichnete Position für den harten internationalen Wettbewerb sichert.
 
Deutschland ist an den 468 Millionen Euro Gesamtkosten für den russischen Startplatz mit etwa 16 Millionen beteiligt. Die Sojus-Rakete musste für ihren Einsatz nur 500 Kilometer nördlich des Äquators aufwendig nachgerüstet werden, um den Herausforderungen der Tropenwelt und den EU-Normen zu entsprechen. Dazu gehörten die Anpassung an den hohen Feuchtigkeits- und Salzgehalt der Luft sowie ein neues Sicherheitssystem für den Havariefall.
  
(für dapd)