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Credit: ESA
Credit: ESA
Köln, 18. September 2011 — Für Alexander Gerst erfüllt sich bald ein Traum. 2014 wird der deutsche Geophysiker mit einem Ticket der Europäischen Weltraumorganisation ESA an Bord eines russischen Sojus-Raumschiffs zur Internationalen Raumstation ISS fliegen – und das gleich für ein halbes Jahr.
Große Ehre und positive Herausforderung
Es sei für ihn eine „eine große Ehre“, damit „zu der langen Tradition der europäischen und deutschen Raumfahrt“ beitragen zu können, sagte Gerst am Sonntag in Köln nach seiner Nominierung in Köln. „Diese Mission wird eine positive Herausforderung nicht nur für mich, sondern für all die engagierten Mitarbeiter der ESA und der nationalen Raumfahrtbehörden, die mit ihrer Faszination und Hingabe die Raumfahrt überhaupt erst möglich machen.“  Er freue sich sehr darauf, „auf den Schultern dieses riesigen Teams in den Weltraum zu fliegen, an die Grenzen unseres Wissens und Könnens, um meinen Kopf ein wenig darüber hinaus zu stecken und etwas mehr Licht in die Dunkelheit zu tragen“. Ebenso freue er sich, sechs Monate später auf die Erde zurückzukommen mit einer vielfältigen Mischung aus wichtigen wissenschaftlichen Erkenntnissen und einer neuen Perspektive auf unseren Planeten“, fügte er hinzu.
Er habe „vollstes Vertrauen“ in die russische Technik, die sich schon seit Jahrzehnten bewähre, sagte Gerst ergänzend der Nachrichtenagentur dapd. Bei seinem Training im „Sternenstädtchen“ bei Moskau habe er sich davon überzeugen können, mit welcher Gründlichkeit und welchem Ernst die Astronauten auf ihre Aufgaben  vorbereitet werden.
Der 35-jährige gebürtige Baden-Württemberger wird der 11. deutsche Astronaut. Er setzt die von DDR-Kosmonaut Sigmund Jähn 1978 begründete Tradition fort. Bisher letzter in dieser Reihe war im Februar 2000 Gerhard Thiele. Frauen sucht man leider vergebens  in diesem auserlesenen Klub. 1993 war zwar Renate Brünner als Double für die D2-Mission mit einem US-Space Shuttle nominiert, kam jedoch nicht zum Einsatz. Ein ähnliches Schicksal ereilte Heike Walpot, die die gesamte Astronautenausbildung durchlaufen hat. Sie fand dann aber als eine der wenigen Pilotinnen bei der Lufthansa ihre Berufung.

Ulf Merbold ist der einzige deutsche Astronaut mit  drei Flügen – zwei mit einem Shuttle und einer mit einer Sojus-Kapsel zur damaligen russischen Raumstation MIR. Deutscher und (west)europäischer Langzeitflugrekordler ist Thomas Reiter mit 350 All-Tagen bei zwei Missionen in der MIR und der ISS. Seit April ist er ESA-Direktor für Bemannte Raumfahrt und Betrieb.

Gerst macht kein Hehl daraus, dass er in seinen älteren Kollegen Vorbilder sieht, von denen er lernen kann und will. Trotz seiner Zielstrebigkeit war er aber auch nie vom Ehrgeiz zerfressen. Selbst wenn es mit dem Astronautenberuf nicht geklappt hätte, wäre für ihn die Welt nicht untergegangen, sagte er einmal. „Für mich ist der Weg das Ziel“, lautet sein Motto. Deshalb hat er auch mit bemerkenswerter Gelassenheit auf seine Chance gewartet. Nun ist er der Erfüllung seines Traumes einen ganz großen Schritt näher gekommen.

Auch eine Mond-Mission ist möglich

Wenn alles gut geht, fliegt Gerst nicht nur zur ISS, sondern möglicherweise auch einmal zum Mond. Altersmäßig könnte das hinkommen, wenn die bemannten Missionen in 10 oder 15 Jahren wieder aufgenommen werden, wofür viele Wissenschaftler plädieren.

Auf dem Erdtrabanten hätte der promovierte Geophysiker und Vulkanologe, der seine Weltraumbegeisterung von seinem Großvater geerbt hat, ein reiches Betätigungsfeld.  Für ihn ist der Mond „Teil unserer Umwelt“. Auch hier könne man vieles herausfinden, was uns auf der Erde betrifft, ist er überzeugt. Zudem könnte er die Arbeit seines berühmten US-Kollegen Harrison Schmitt fortsetzen, der 1972 als erster NASA-Wissenschafts-Astronaut bei der letzten Apollo-Mission den Mond mit Geologen-Augen begutachtete.

(für dapd)