Di. Sep 24th, 2024
Credit: NASA
Credit: NASA

Dsheskasgan, 16. September 2011 — Die Erde hat sie wieder. Mit einwöchiger Verspätung, aber eine Minute früher als geplant sind die russischen Kosmonauten Andrej Borissenko und Alexander Samokutjajew am Freitagmorgen mit ihrem amerikanischen Astronautenkollegen Ron Garan nach 164 Tagen im All wieder von der Internationalen Raumstation ISS zurückgekehrt. Ihr Raumschiff Sojus TMA-21 ging statt um 06.00 Uhr bereits um 05.59 Uhr deutscher Zeit 149 Kilometer südöstlich der Kupferstadt Dsheskasgan in der kasachischen Steppe nieder.

Ganz so weich wie die russische Raumfahrtagentur Roskosmos behauptete, konnte die Landung aber nicht gewesen sein. Denn die tonnenschwere Kapsel lag nach dem Aufprall auf der Seite. Das deutet darauf hin, dass die Retroraketen für die weiche Landung an der Unterseite des glockenförmigen Raumschiffes ihre Wirkung nicht voll entfalten konnten.

Schnelle Bergung

Die Bergungsmannschaften waren innerhalb von nur zwei Minuten mit ihren Helikoptern an der Landestelle. Als Ersten holten sie Kommandant Borissenko aus der Kapsel. Eine Helferin wischte ihm den Schweiß von der Stirn. Dann wurden Garan, der breit  in die Kameras von NASA-TV lächelte, und schließlich Samokutjajew geborgen. Nach einer ersten medizinischen Kontrolle wurden die Astronauten nach Karaganda gebracht, von wo aus die Russen per Flugzeug die Weiterreise ins „Sternenstädtchen“ bei Moskau und der Amerikaner nach Houston (Texas) antraten.

Während ihrer Langzeitmission haben die Männer und ihre anderen drei ISS-Kollegen die letzten beiden US-Space-Shuttles, zwei russische Progress-Frachter und ein Sojus-Raumschiff empfangen. Zudem stiegen sie zweimal in den freien Raum aus und absolvierten rund 50 wissenschaftliche Experimente.

Borissenko, Samokutejajew und Garan hatten sich am Donnerstagabend von ihren Freunden Mike Fossum (USA), Sergej Wolkow (Russland) und Satoshi Furukawa (Japan) verabschiedet, die jetzt  bis zur Ankunft der Ablösung am 14. November allein die ISS am Laufen halten müssen. Um 02.38 Uhr hatte dann Sojus TMA-21 rund 350 Kilometer über Nordchina von der Station abgelegt und Kurs auf die Erde genommen.

Noch zwei bemannte Flüge bis Jahresende

Die Männer waren am Vorabend des 50. Jahrestages des historischen Fluges von Juri Gagarin vom 12. April 1961 gestartet. Deshalb trug ihre Kapsel auch den Namen des russischen Raumfahrtpioniers. Eigentlich sollten sie bereits am 8. September heimkehren. Doch dann musste die Rückreise wegen des Absturzes einer Sojus-Rakete am 24. August, der den ganzen ISS-Fahrplan durcheinander gebracht hat,  um eine Woche verschoben werden. Nun hofft Roskosmos, mit den inzwischen aktualisierten Startterminen wieder zur Normalität zurückkehren zu können. Bis zum Jahresende sind noch zwei bemannte Flüge sowie eine unbemannte Versorgungsmission zur Station geplant.

Die beiden Russen haben die unfreiwillige Verlängerung ihrer Dienstreise sicher nicht bedauert. Sie können jetzt vielleicht mit einem Nachschlag bei ihrem Flughonorar rechnen, das zwischen 120.000 und 150.000 Dollar liegen soll. Garan dagegen war nicht gerade davon erbaut, dass er nicht pünktlich nach Hause durfte. Er hat deshalb seinen Frust zu einem Space Station Blues verarbeitet, den er zur Gitarre singt. Mehr Geld bekommen die US-Astronauten auch bei Verspätungen nicht. Denn sie beziehen auf der Erde im Gegensatz zu den Russen ein auskömmliches Gehalt. Ausflüge ins All werden nicht gesondert honoriert.

(für dapd)