Berlin/Moskau, 14. September 2011 — In Russlands Raumfahrt scheint alles wieder im Lot zu sein. Denn nur drei Wochen nach dem Sojus-Desaster vom 24. August hat die amtliche Weltraumagentur Roskosmos am Dienstagabend angekündigt, die Flüge zur Internationalen Raumstation ISS wieder aufzunehmen. Damit ist auch die vor allem in den USA-Medien gehegte Befürchtung vom Tisch, dass die ISS nach dem Absturz des eigentlich sehr zuverlässigen Mittelklasse-Trägers über der Altai-Gebirgsrepublik möglicherweise evakuiert werden müsse.
Nachdem die russischen Ermittler relativ schnell herausgefunden hatten, dass eine verstopfte Treibstoffleitung in der dritten Triebwerksstufe der Grund allen Übels war, wollte man so zügig wie möglich wieder zum normalen ISS-Alltag zurückkehren. Schließlich trägt Russland nach dem Ende des Shuttle-Programms die alleinige Last und Verantwortung beim Personentransfer von und zur Station.
Nächster bemannter ISS-Start am 12. November
Mit einer Verspätung von rund sieben Wochen wird die nächste dreiköpfige russisch-amerikanische Mannschaft mit Sojus TMA-22 nun am 12. November vom Kosmodrom Baikonur (Kasachstan) starten, um die ISS-Stammcrew erneut auf die Soll-Stärke von sechs Besatzungsmitgliedern zu bringen. Denn am Freitag kommen Alexej Borissenko, Alexander Samokutjajew (beide Russland) und Ron Garan (USA) – eine Woche später als geplant – nach 164 Tagen Arbeit im All wieder nach Hause. Der Amerikaner Mike Fossum hält dann bis zum Eintreffen der Verstärkung am 14. November mit seinen Kollegen aus Russland und Japan, Sergej Wolkow und Satoshi Furukawa, allein die Stellung. Am 20. Dezember fliegt mit dreiwöchiger Verzögerung dann das nächste Trio zur ISS. Mit an Bord ist auch der niederländische ESA-Astronaut André Kuipers. Das genaue Arbeitsprogramm für die beiden Missionen wird derzeit mit der US-Luft- und Raumfahrtbehörde präzisiert.
Progress fliegt schon am 30. Oktober
Bereits am 30. Oktober startet eine Sojus-Rakete mit einem automatischen Progress-Frachtraumschiff mit rund 2,6 Tonnen Nachschub zur Raumstation. Der zweite für dieses Jahr ursprünglich noch vorgesehene Versorgungsflug wurde allerdings von Ende Dezember auf den 26. Januar verschoben.
Ob sich aber die Roskosmos-Vorstellungen von der Rückkehr zum Business as usual so reibungslos verwirklichen lassen, hängt von der Raketenindustrie ab. Sie muss genügend überprüfte neue Triebwerke zur Verfügung stellen und dabei die sehr strengen Sicherheitsauflagen der Havarie-Kommission peinlich genau erfüllen. Ein neues Desaster kann sich Russland im 50. Jahr des historischen Fluges von Juri Gagarin nicht leisten.
(für dapd)