Berlin/Cape Canaveral, 11. September 2009 — Florida oder Kalifornien – das ist die große Frage für die US-Luft- und Raumfahrtbehörde NASA, wenn es am späten Freitagabend um den Landeplatz der Raumfähre „Discovery“ geht. Schlechtes Wetter auf dem Weltraumbahnhof Cape Canaveral (Florida) hatte die Raumfähre in der vergangenen Nacht gleich zweimal daran gehindert, hier nach ihrer 13-tägigen Versorgungsmission zur Internationalen Raumstation ISS sicher zur Erde zurückzukehren. Flugdirektor Richard Jones musste die Landeversuche um 1.05 Uhr beziehungsweise 2.40 Uhr absagen. Das Wetter im Bereich der Landebahn Nummer 15 sei „zu instabil“ gewesen, um den Shuttle nach Hause zu holen, begründete er seine Entscheidung. Zuerst bereiteten starke Winde von mehr als 17 Knoten den Experten Sorgen, dann drohte es auch noch zu regnen. Da es keine dritte Möglichkeit gab, wurde die Mission um einen Tag verlängert. Seitdem dreht der Shuttle Ehrenrunde um Ehrenrunde um unseren Planeten, bis erneut das Lande kommando gegeben werden kann.
Für den neuen Anlauf gibt es zwei Möglichkeiten. Die erste eröffnet sich um 23.48 Uhr, die zweite am Samstagmorgen um 1.23 Uhr. Doch die Meterologen sagen für Florida keine Wetterbesserung voraus. Deshalb hat Jones die Luftwaffenbasis in Edwards (Kalifornien) angewiesen, sich als Ausweichflughafen für den Empfang der „Discovery“ vorzubereiten, sollte es in Cape Canaveral wieder nicht klappen. Dann könnte der Shuttle hier am Samstag um 2.53 Uhr oder um 4.28 Uhr deutscher Zeit landen.
Sehr erbaut ist die NASA von dieser Variante aber nicht. Denn der Orbiter muss in diesem Fall wieder nach Cape Canaveral gebracht werden, und der Transport huckepack auf einem Speziel-Jumbo-Jet des Typs Boeing 747 kostet Millionen. Außerdem geht viel Zeit verloren, die bei der Vorbereitung der Fähre für die nächste Mission fehlt. So versucht man, eine Umleitung nach Möglichkeit zu vermeiden.
Auf dem Rückweg zur Erde hatte „Discovery“-Kommandant Rick Sturckow ein Erlebnis der besonderen Art. Vor dem ersten Landeversuch musste er ein Manöver fliegen, um einem Stück Weltraumschrott auszuweichen. Dessen Herkunft konnte bisher nicht geklärt werden. Möglicherweise handelte es sich um einen Gegenstand, der aus der offenen Ladebucht gefallen war, in der sich zweieinhalb Tonnen Forschungsergebnisse, ausrangierte Ausrüstungen und Abfälle=2 0aus der Station befinde n. Nach NASA-Angaben ist nur klar, dass er nicht vom Hitzeschild der Fähre stammt.
Die Raumfähre, die am 29. August gestartet war, hatte am Dienstagabend nach gut einwöchigem Gemeinschaftsflug von der ISS abgelegt. Die siebenköpfige Besatzung, darunter auch der schwedische ESA-Astronaut Christer Fuglesang, hatte rund 7,5 Tonnen Nachschub zur Station gebracht. Darunter befanden sich Lebensmittel, wissenschaftliche Geräte, ein Tiefkühlschrank für biologische Muster, ein Luftaufbereitungssystem, ein Laufband für das Fitnesstraining und neue Schlafkabinen für das japanische KIBO-Modul. Damit wurden die Forschungskapazitäten der ISS, inbesondere auch die Europas, erheblich ausgebaut.
Bei drei Ausstiegen in den freien Raum haben die Astronauten die ISS auch für die Zukunft fit gemacht. Sie installierten eine Plattform für die Lagerung von Ersatzteilen und zwei Antennen für das Satellitennavigationssystem GPS, tauschten ein defektes Gerät für die Positionsbestimmung der Station aus und verlegten ein rund 20 Meter langes Kabel für das neue Verbindungsmodul «Node 3», das im Februar 2010 zur Station gebracht werden soll. Außerdem bargen sie zwei Experim entierplattformen am europäischen Forschungsmodul „Columbus“ und montierten einen neuen Ammoniaktank für das Wärmeregulierungssystem der ISS. Am zweiten und dritten Ausstieg hatte auch Fuglesang teilgenommen.