Moskau, 25. August 2011 — Die russische Raumfahrtagentur Roskosmos hat nach dem Absturz der Sojus-U-Rakete mit dem Progress-Frachter vom Mittwoch eine umfangreiche Untersuchung der Katastrophe eingeleitet. So soll eine Havarie-Kommission unter Leitung des Direktors des Wissenschaftlichen „Keldysch“-Zentrums, Anatoli Korotejew, allseitig die Startvorbereitungen, den Start selbst und den Flug der Trägerrakete untersuchen, die Gründe für den Absturz ermitteln und Vorschläge zur Beseitigung der Fehler unterbreiten, teilte die Agentur am Donnerstag in Moskau mit. Auf der Grundlage der Arbeitsergebnisse der Kommission würden „technische, organisatorische und personelle Maßnahmen“ getroffen, betonte Roskosmos-Chef Wladimir Popowkin. Einer der vorrangigen Schritte sei dabei die Verstärkung der Qualitätskontrolle in den Betrieben und Organisationen der Raketenindustrie. Zugleich würden bei Roskosmos entsprechende Strukturen geschaffen, wie sie bereits im Verteidigungsministerium „effektiv“ funktionieren.
Zudem sei beschlossen worden, eine Arbeitsgruppe zu bilden, die die Erfüllung des bemannten Raumfahrtprogramms kontrollieren soll, betonte Popowkin. Ihre Mitglieder sollen alle Trägerraketen, Sojus TMA-Raumschiffe und Progress-Frachter überprüfen, die derzeit für Starts im Rahmen dieses Programms vorbereitet werden. Derzeit organisiere seine Agentur auch das Zusammenwirken mit der US-Luft- und Raumfahrtbehörde NASA in allen Fragen, die die Aufrechterhaltung der Internationalen Raumstation sowie die bemannten und unbemannten Starts zur ISS betreffen.
Darüber hinaus soll laut Popowkin in den kommenden Tagen eine ständige operative Gruppe zur Überprüfung des gesamten Produktionszyklus´ bei Raumfahrterzeugnissen gegründet werden. Diese solle ihre besondere Aufmerksamkeit auf die Einhaltung der technischen Vorgaben für die Produktion von Trägerraketen, Oberstufen und Raumflugkörpern konzentrieren.
Zuvor hatte die Agentur bereits ihre Entschlossenheit zur „bedingungslosen Erfüllung“ ihrer Verpflichtungen im Rahmen des ISS-Programms bekräftigt. Popowkin wies alle daran beteiligten Firmen an, zusätzliche Vorschläge dazu zu unterbreiten.
Roskosmos sagte inzwischen den für Freitag geplanten Start einer Sojus-2.1-Rakete vom nordrussischen Kosmodrom Plessezk bis zur Klärung der Ursachen für die Katastrophe vom Mittwoch ab.
(für dapd)