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Logo RoskosmosMoskau, 21. August 2011 — In Russlands Raumfahrt häufen sich in letzter Zeit die Probleme. Nachdem in der Nacht zum Donnerstag der Kommunikationssatellit Express-AM4 wegen eines Fehlers in der Bris-M-Oberstufe des Proton-M-Trägers seine Umlaufbahn nicht erreicht hat, kam am Sonntag und damit ausgerechnet am Schlusstag des 10. Luft- und Raumfahrtsalons MAKS vor den Toren Moskaus die nächste Hiobsbotschaft. Der erst am Freitag angekündigte Start eines neuen Glonass-Satelliten für das gleichnamige Weltraumnavigationssystem muss um einen Tag auf den 26. August verschoben werden, wie ein Sprecher des Moskauer Verteidigungsministeriums der Nachrichtenagentur RIA Nowosti mitteilte. Einen Grund dafür nannte er allerdings nicht. Doch Experten gehen davon aus, dass man entweder vorsichtshalber die Oberstufe noch einem gründlich checken will oder irgendetwas mit der Sojus-Rakete nicht stimmt.
Auch letzter Glonass-Start musste zweimal verschoben werden
Denn auch der letzte Start eines Glonass-Satelliten vom 26. Februar musste wegen eines Problems mit dem an sich sehr zuverlässigen Träger zweimal verschoben werden. Hinzu kommt, dass im Dezember 2010 gleich drei Satelliten des russischen Konkurrenzsystems zum US-Antipoden GPS ins Meer gestürzt sind, weil die Oberstufe der Proton-M-Rakete mit zu viel Treibstoff betankt war. Präsident Dmitri Medwedjew hatte daraufhin mehrere leitende Manager gefeuert, und im Mai wurde ein Strafverfahren gegen die vermeintlich Schuldigen eingeleitet. Ironie der Geschichte: Im Februar diesen Jahres erreichte der Militärsputnik Geo-IK-2 seine Umlaufbahn nicht, weil ihm es gerade an Treibstoff mangelte.
Indes geht die Suche nach Express-AM4 weiter. Die Verbindung zu dem modernsten und teuersten Kommunikationssatelliten der Russen  war vor dem fünften und entscheidenden Zünden der Oberstufe abgebrochen, mit dem er auf seine Umlaufbahn in 35.400 Kilometern Höhe gebracht werden sollte. Seither sucht die Raumfahrtagentur Roskosmos nach dem 5,8-Tonnen-Koloss, der Russland und die GUS-Staaten 15 Jahre lang mit digitalen Fernseh- und Rundfunksendungen sowie Internet versorgen sollte. Außerdem laufen über ihn Geheimkanäle für den Präsidenten und die Regierung, was Premierminister Wladimir Putin am Wochenende in Rage gebracht haben soll.
Einziger Wissenschaftssatellit ausgefallen
Zu allem Unglück musste Russland in der abgelaufenen Woche auch den endgültigen Verlust seines einzigen Wissenschaftssatelliten Koronas-Photon einräumen. Eigentlich sollte er bis mindestens 2012 die Sonne erforschen. Doch dann fiel er aus, weil er nicht mehr auf das Zentralgestirn ausgerichtet werden konnte, so dass sich seine Batterien nicht mehr aufladen lassen.
Für den einzigen Lichtblick in der abgelaufenen Woche sorgten indes die Militärs. Von einer Basis bei Jasny im Gebiet Orenburg (Ural) schossen sie mit einer Dnjepr-Rakete gleich sieben Kleinsatelliten für Kunden aus Nigeria, der Ukraine, den USA, der Türkei und Italien erfolgreich ins All.
(für dapd)