Cape Canaveral, 21. Juli 2011 — Großes Finale am Cape. Mit einer Bilderbuch-Nachtlandung hat die Raumfähre Atlantis die Ära der US-Shuttles beendet. Um 5.57 Uhr Ortszeit (11.57 Uhr deutscher Zeit), mit 12 Sekunden „Verspätung“, setzte sie am Donnerstag nach ihrer 13-Tage-Reise zur Internationalen Raumstation ISS butterweich auf der Runway 15 des Kennedy Space Centers (KSC) in Cape Canaveral (Florida) auf. „Aufgabe erfüllt, Houston!“, meldete Chris Ferguson, der Commander der vierköpfigen Crew der 135. und letzten Shuttle-Mission, an das Kontrollzentrum in Texas. „Nach über 30 Jahren Dienst an der Welt hat sich der Shuttle seinen Platz in der Geschichte verdient.“
Bittersüßer Abschied von einer Erfolgsstory
In der Tat: Alles in allem haben die Raumfähren seit ihrem Erststart am 12. April 1981 eine Erfolgsstory geschrieben. Mit ihnen haben die USA zum ersten Mal ein wiederverwendbares Raumfahrtsystem gebaut, das 30 Tonnen schwere Lasten mit den Ausmaßen von Stadtbussen auf die Umlaufbahn hieven konnte. Und ohne die Shuttles gäbe es keine ISS, in der heute 15 Nationen friedlich zusammen forschen, um nur einige der Pionierleistungen zu nennen.
Allerdings sind auch nicht alle Blütenträume der Amerikaner gereift. 1986 und 2003 sind mit der Challenger und der Columbia zwei der fünf Shuttles verunglückt. 14 Astronauten verloren dabei ihr Leben. Die geplanten 50 Starts pro Jahr wurden ebenfalls nie erreicht, weil die Wartung der komplizierten Maschine immer aufwändiger und teurer wurde. Zuletzt kostete allein der Start über eine halbe Milliarde Dollar. Da zog Präsident Barack Obama die Reißleine.
Künftig sollen die Amerikaner mit privaten Raumschiffen ins All fliegen. Der erste Start wird nicht vor 2015 erwartet. Bis dahin ist man auf die guten Dienste der Russen angewiesen, die pro Mitflug zur ISS rund 80 Millionen Dollar verlangen. Erst zum Ende des Jahrzehnts will die NASA wieder mit einem neuen Raumschiff ins das Geschehen eingreifen und irgendwann zu Asteroiden und zum Mars fliegen. Für viele Amerikaner bedeutet das Ende der Shuttles einen bittersüßen Abschied. Die einen können einfach nicht begreifen, dass die USA mit dem Verzicht auf dieses Prestigeprojekt ihre Führungsrolle in der Raumfahrt aufs Spiel setzen, tausende andere wiederum beklagen den damit verbundenen Verlust ihrer Jobs.
Sieben Deutsche unter den Shuttle-Astronauten
Sieben der 355 Astronauten aus 16 Ländern, die mit den Shuttles geflogen sind, kommen aus Deutschland. Wann genau ESA-Astronaut Alexander Gerst als nächster Deutscher zur ISS fliegen wird, ist noch nicht sicher. „Die Planung steht nach wie vor auf 2013/2014“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Johann-Dietrich Wörner, der Nachrichtenagentur dapd. Für Deutschland ändere sich auch die Situation nach Einstellung der Shuttle-Flüge „nicht grundlegend“, fügte er hinzu. „Wir arbeiten national, europäisch und international und suchen uns die Partner jeweils themenspezifisch.“ Das DLR versuche weiterhin, in Forschung und Technologie in der ersten Reihe „mitzuspielen“. Die Arbeit auf der ISS sei dabei eine dieser Aktivitäten.
Russland, auf dem nunmehr die ganze Last des Personenverkehrs zur ISS ruht, hat indes bekräftigt, diese Monopolstellung nicht auszunutzen, um die Preise für die Mitflüge in ihren Sojus-Kapseln anzuheben. Allerdings erhebe man höchste Sicherheitsansprüche an private Raumschiffe, die künftig die ISS ansteuern wollen.
(für dapd)