Moskau, 4. Juli 2011 — Russland hat erstmals eine Reihe von Geheimdokumenten über die Sonderkommission der Roten Armee veröffentlicht, die nach Ende des Zweiten Weltkriegs in der Sowjetischen Besatzungszone die Überreste der Nazi-Raketenproduktion sichergestellt und in die damalige Sowjetunion verbracht hat. Eine besondere Rolle spielte dabei Hitlers „Vergeltungswaffe“ V-2.
Die nunmehr freigegebenen Beschlüsse, Weisungen, Pläne, Berichte, Protokolle, Analysen, Kostenrechnungen und Aussagen von Kriegsgefangenen sind unter dem Titel „Aufgabe von besonderer staatlicher Wichtigkeit“ im Moskauer Verlag ROSSPEN erschienen. Der Sammelband enthält insgesamt 336 Dokumente „Zur Geschichte der Schaffung der atomaren Raketenwaffen und der Strategischen Raketentruppen (1945-1959)“.
So meldete der stellvertretende UdSSR-Ministerpräsident und Vorsitzende des staatlichen Sonderkomitees für Raketentechnik, Georgi Malenkow, in einem Bericht vom 31. Dezember 1946 dem Kreml-Chef Stalin, die sowjetischen Spezialisten hätten „das Studium und die Aneignung der Errungenschaften der deutschen Raketentechnik“ sowie die Wiederherstellung der entsprechenden technischen Dokumentationen abgeschlossen. Insgesamt seien 40 V-2-Raketen montiert und in die UdSSR abtransportiert worden. Auch habe man 308 deutsche Raketen-Spezialisten in die Sowjetunion verbracht, um dort ihre Arbeit fortzusetzen. Auf der Grundlage der in Deutschland erworbenen Erfahrungen sei der Entwurf eines Planes für die wichtigsten Testaufgaben von Raketenwaffen in den nächsten zwei Jahren vorbereitet worden.
Bereits am 24. Juni 1946 hatte Rüstungsminister Dmitri Ustinow an Stalin geschrieben, das Studium der V-2 in Deutschland biete die Möglichkeit, „die Grundlagen der modernen Raketentechnik zu beherrschen“ und die Arbeit an der Schaffung noch „mächtigerer Raketenwaffen fortzusetzen“.
(für dapd)