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Berlin/Cape Canaveral, 29. August 2009 — Ein Schwede segelt  seit Samstag auf den Spuren von Christoph Kolumbus – freilich nicht an Bord eines Schiffes, wie weiland der Entdecker Amerikas, sondern zeitgemäß in einer Raumfähre.  Um 5.59 Uhr deutscher Zeit brach Christer Fuglesang mit sechs US-Kollegen in der „Discovery“  vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral  (Florida) zur Internationalen Raumstation ISS auf. Seine  13-Tage-Mission im Auftrag der Europäischen Weltraumorganisation ESA wurde in Anlehnung an die  französische Bezeichnung für jene Passatwinde,  die die europäischen Seefahrer seit  Kolumbus´  Zeiten nutzten, um in die ganze Welt auszuschwärmen, „Alissé“ getauft.

Der 52-jährige promovierte Physiker  kommt mit gewichtiger europäischer Fracht und soliden Raumflugerfahrungen zur ISS, in der seit Mai schon sein belgischer ESA-Kollege Frank de Winne arbeitet. Bereits im Dezember 2006 hatte Fuglesang  beim Auf- und Ausbau der Station mitgeholfen und dabei  drei Außenbordeinsätze absolviert. Diesmal ist er für das in Italien gebaute  Mehrzweck-Logistikmoduls (MPLM)  „Leonardo“ zuständig, mit dem rund 7,5 Tonnen Lebensmittel, Trinkwasser, Schlafkabinen für das japanische KIBO-Labor, ein neues Laufbahn für das Fitnesstraining und vor allem neue wissenschaftliche Geräte auf die Umlaufbahn gebracht werden.
Dazu gehört die zweite von Astrium in Friedrichshafen für die  ESA entwickelte  Spezialkühleinrichtung (Minus Eighty Laboratory Freezer for ISS – MELFI-2),  in der Proben von biologischen und medizinischen Experimenten bis zu einer Temperatur von minus 80 Grad gelagert werden können.  MELFI-1 arbeitet schon seit 2006  sehr erfolgreich und störungsfrei in der Station. Mit dem Labor für Werkstoffwissenschaften (Materials Science Laboratory – MSL) bekommt die ISS ferner ihre erste Forschungsapparatur überhaupt, die ausschließlich diesem Bereich gewidmet ist. Mit ihr können die Astronauten das Verhalten verschiedener Stoffe, wie Metall, Glas, Kristall oder Keramik, unter Weltraumbedingungen untersuchen. Ziel ist, später industriell Werkstoffe mit verbesserten Eigenschaften oder zu geringeren Kosten auf der Erde herzustellen. Mit der Fluidphysikanlage Declic (Dispositif d’Etude de la Croissance et des Liquides Critiques) können zudem Grundsatzfragen zur Herstellung neuer Legierungen und Halbleiter  wie auch neue Metho den zur Abwasserbehandlung bearbeitet werden. Angesichts dieser Fülle neuer Technik spricht die ESA von einem „Wendepunkt“ ihrer Akt ivitäten in der ISS.
Bei zwei der  drei geplanten Außenbordeinsätzen wird Fuglesang  die europäische Experimentplattform (EuTEF), mit der verschiedene Werkstoffproben dem Vakuum des Weltraums ausgesetzt waren,  von einer Außenplattform des ESA-Labors „Columbus“ abmontieren und in der „Discovery“-Ladebucht  verstauen. Zudem wird er gemeinsam mit seinen  amerikanischen Kollegen  Werkstoffexperimente der NASA an den Außenplattformen des Labors anbringen, einen Ammoniaktank (ATA) für das Temperaturregelungssystem austauschen, Kabel für das künftige von Europa gebaute  Verbindungsmodul „Node 3“  verlegen und  Wartungsarbeiten vornehmen .

Mit der Ankopplung  der „Discovery“ an die ISS , die für Montagmorgen um 3.03 Uhr MESZ vorgesehen ist, befinden sich zum zweiten Mal in der Geschichte 13 Kosmonauten und Astronauten gleichzeitig  in einer Raumstation. Die Premiere hatte im Juli beim Besuch der Raumfähre „Atlantis“ stattgefunden. Damals waren symbolisch auch Vertreter aller ISS-Partner – USA, Russland, Europas/ESA, Japan und Kanada – an Bord. Diesmal fehlt zwar ein japanischer Repräsentant, dafür ist aber Europa durch de Winne  und Fuglesang zum dritten Mal doppelt vertreten. Mit acht Astronauten stellen aber die USA das Gros. Die Russen sind ebenfalls mit zwei und Kanada mit einem Astronauten dabei.

Wenn die „Discovery“ am 11. September wieder  zur Erde zurückkehrt, fehlt die einzige Dame in der Shuttle-Crew, Nicole Stott. Sie löst ihren Landsmann Timothy Kopra ab, der seit Juli als Bordingenieur in der Station arbeitet. Stott bleibt bis November auf der Umlaufbahn und fliegt  dann mit de Winne, der im Oktober als erster ESA-Astronaut  das Kommando in der ISS übernimmt, mit einer russischen „Sojus“-Kapsel nach Hause zurück.
Nach der russischen Statistik wäre Nicole Stott der 500. Raumfahrer im All seit Juri Gagarin. Doch die Amerikaner haben  eine andere Zählweise. Deshalb haben sie  diese Ehre schon im Juli ihrem  Weltraumneuling Christopher Cassidy angedeihen lassen.