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Credit: Roskosmos
Credit: Roskosmos

New York, 11. Februar 2011 — Hunderte Amerikaner sind bereit, ohne Rückfahrschein zum Mars zu fliegen. Sie reagierten damit auf die Idee des Astrobiologen Dirk Schulze-Makuch und des Kosmologen Paul Davies, die Kolonisierung des Roten Planeten in etwa 20 Jahren mit der Entsendung von Astronauten mit einem One-Way-Ticket zu beginnen.  Der detaillierte Plan dafür war im Oktober vergangnenen Jahres in der Zeitschrift „Journal of Cosmology“  veröffentlicht worden. 

 
Die Wissenschaftler von der Washington State University und der Arizona State University hatten ihren ausgefallenen, aber ernst gemeinten Vorstoß  mit den Kosten begründet. Die sichere Rückführung der Mars-Reisenden zur Erde sei erheblich teurer als alle anderen Operationen zusammen, betonten sie. Deshalb sei ihr Plan der einzig gangbare Weg zur Erschließung des Planeten, die mit der Errichtung eines ersten Vorpostens durch vier Astronauten beginnen würde.
 
Gut 500 Freiwillige aller Altersgruppen, Berufe und gesellschaftlichen Schichten haben sich bis Mitte vergangener Woche per Brief und E-Mail bei der Zeitschrift gemeldet – Studenten, Anwälte, Militärs, Kindermädchen und Raumfahrtenthusiasten. Der Strom der Zuschriften halte unvermindert an. Die überwiegende Mehrheit der Bewerber sei sich der Tragweite ihres Entschlusses bewusst, betont das Blatt. Die einen hätten geschrieben,  auf der Erde nichts mehr zu tun zu haben und sich jetzt dem Weltraum zuwenden zu wollen, andere hätten mit einem hohen IQ und ihrem Fachwissen für sich geworben. Natürlich habe es auch Scherzbolde gegeben, die ihren Ehepartner auf den  Mars  „schießen“ wollten.
 
Die von Davies schon vor Jahren einmal ins Spiel gebrachte Idee vom One-Way-Flug zum Mars stößt auch bei Astronauten und Kosmonauten auf Zustimmung. „Warum sollte man alle Schwierigkeiten überwinden, um ein paar Leute dahin zu bringen, um sie nach einem oder eineinhalb Jahren wieder zurückzuholen“, sagte „Buzz“ Aldrin 2008 in Paris. Wer zum Mars fliege, müsse sich darauf einstellen, „Pionier und Siedler“ zu sein, und dürfe „nicht darauf hoffen, wieder nach Hause zurückzukehren“. Er sei sich sicher, dass es trotz der harten Bedingungen „nicht an Freiwilligen mangeln wird“, begründete der zweite Mensch auf dem Mond seine Haltung. Die erste Frau im All, die Russin Walentina Tereschkowa (73), hat sich sogar spontan zu einer solchen Reise ohne Wiederkehr bereit erklärt.
 
Der Nestor der russischen Raumfahrt, Boris Tschertok (98 – Foto), hält dagegen gar nichts von bemannten Mars-Flügen – sei es nun mit oder ohne Rückfahrschein. Warum sollte man zwischen 300 und 500 Milliarden Dollar in ein solches Unternehmen stecken, wenn Mars-Roboter bereits in der Lage
seien, „alle die Menschen interessierenden Fragen“ zu beantworten, betonte er in dem jüngst erschienenen Buch „Die Raumfahrt des XXI. Jahrhunderts“. Bemannte Mars-Flüge seien zwar „technisch möglich, aber nicht nötig“. Dieses ambitionierte Ziel „rechtfertigt die gewaltigen
Ausgaben und  Risiken nicht“. 
 
Indes arbeitet der russische Raumfahrtkonzern „Energija“ vor den Toren Moskaus schon seit geraumer Zeit an einem Internationalen Expeditionskomplex (IEK) für Flüge zum Mars bis 2040. Bereits in sechs bis neun Jahren soll dafür ein Kernreaktor der Ein-Megawatt-Klasse zur Verfügung stehen.
 
(für dapd)