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Credit: Sammlung Pavlova-Marinsky
Credit: Sammlung Pavlova-Marinsky

Moskau, 4. Februar 2011 — Die Absicht der Familie des ersten Kosmonauten der Welt, Juri Gagarin (1934-68), seinen Namen gesetzlich schützen zu lassen, hat in der russischen Öffentlichkeit ein verheerendes Echo ausgelöst. Die Reaktionen im Internet reichen von Unverständnis bis zu blankem Entsetzen. Zahlreiche Stimmen kommentieren diesen Schritt, der ausgerechnet am Vorabend des 50. Jahrestages des historischen Fluges Gagarins vom 12. April 1961 erfolgte, als „Verrat“ am guten Namen und am bisher makellosen Ruf des Weltraumpioniers, andere sprechen von reiner „Geldgier“.

 
Im Auftrag von Gagarins jüngster Tochter Galina hatte der Patentanwalt Sergej Lowzow am 26. Januar beim Staatlichen Patentamt in Moskau die Registrierung des Markenzeichens „Juri Alexejewitsch Gagarin“ beantragt. Bisher ist völlig unklar, welche Konsequenzen sich daraus ergeben, sollte dem Antrag stattgegeben werden.
 
Die Einzelheiten des Vorstoßes der promovierten Ökonomin Galina Gagarin sind noch nicht bekannt. Die 49-Jährige sagte dazu der Zeitung „Marker“ nur: „Das ist eine Umregistrierung, wir nutzen den Markennamen bereits.“ Beispiele dafür wollte sie aber nicht nennen.
 
Während sich die Regierung und auch das Vorbereitungskomitee für die Jubiläums-Feierlichkeiten unter  Ministerpräsident Wladimir Putin bisher ausschweigen, ist die offizielle Raumfahrtagentur Roskosmos sichtlich um Schadensbegrenzung bemüht. Es gehe der Familie lediglich darum, sich gegen den Missbrauch des Namens zu schützen, hieß es. Roskosmos-Chef Anatoli Perminow sagte, er sehe in dem Antrag „nichts Anstößiges“. Wenn alle am Namen Gagarins verdienten, „warum nicht auch seine Familie?“ Der Pressechef der Agentur, Alexander Worobjow, betonte indes, er wisse nichts von einer kommerziellen Nutzung.
 
Die Familie Gagarin ist in der Vergangenheit schon mehrfach gegen Versuche vorgegangen, ihren Namen zu missbrauchen. So verhinderte sie 2007 gerichtlich die Ausstrahlung der Originalfassung des Films „Gagarins Enkel“. Darin wird dem Kosmonauten nachgesagt, in Kamerun ein uneheliches
Kind gezeugt zu haben. Der Richter gab der Klage statt, und so mussten der Titel des Films geändert und die beleidigenden Äußerungen des Haupthelden herausgeschnitten werden.
 
Inzwischen ist eine Diskussion darüber entbrannt, wieviel Geld die Handelsmarke in die Kassen der Gagarins spülen würde. Der Chef des Moskauer Patentamtes, Viktor Tschernyschow, beziffert die Summe auf eine Milliarde Rubel – das sind umgerechnet 25 Millionen Euro. Allerdings hänge der
Erlös in hohem Maße vom Geschick des Patentanwalts und der Marketing-Experten ab: „Wichtig ist, von wem und wie das bestehende kommerzielle Potenzial genutzt wird. Es ist äußerst wichtig, klug zu handeln, sonst geht der ganze Dampf fürs Pfeifen weg.“
 
Olga Daschewskaja von der Agentur PR-Inc sagte, der Wert der Marke werde dadurch bestimmt, in welchem Segment sie agiere. Bei den Luxus-Produkten könne der Anteil 80 Prozent des Preises ausmachen.
 
(für dapd)