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Credit: GK Roskosmos

Berlin,  14. August 2021 —   Die seit langem schwelende Kontroverse zwischen der US-Luft- und Raumfahrtbehörde NASA und der GK Roskosmos über die Entstehung des 2018 in der Orbitalsektion des russischen Raumschiffes Sojus MS-09 an der Internationalen Raumstation ISS entdeckten etwa zwei Millimeter großen Bohrloches spitzt sich derzeit deutlich zu. Auslöser ist das Thesen-Papier eines russischen Wissenschaftsjournalisten zu jüngst in den US-Medien erschienenen kritischen Beiträgen zur Lage der russischen Raumfahrt. Das von der Nachrichtenagentur TASS veröffentlichte 12-Punkte-Papier ist ganz offenbar vorsorglich nicht ohne Grund mit dem Hinweis versehen worden,  dass die Meinung des Autors nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen müsse.

Unter These 7 behauptet Autor Michail Kotow unter Berufung auf eine nicht namentlich genannte hochgestellte Persönlichkeit aus der russischen Raketen- und Raumfahrtbranche,  dass das Loch in der Sojus-Orbitalsektion von der US-Astronautin Serena Aunon-Chancellor im Zuge einer akuten psychischen Krise gebohrt worden sei,  um vorzeitig aus der ISS zur Erde zurückkehren zu können. Dazu führt Kotow noch eine ganze Reihe von Einzelheiten auf,  die diese These untermauern sollen. In der Nachrichtenfassung der Thesen hat TASS allerdings den Namen der Astronautin nicht erwähnt. Hier heißt es nur,  die NASA-Astronauten hätten sich im Gegensatz zu ihren russischen Kollegen geweigert,  sich durch einen Lügendetektor überprüfen zu lassen.
Kurz vor der Veröffentlichung des Thesen-Papiers hat GK Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin seine seit langem vertretene Meinung noch einmal wiederholt,  dass er wisse,  wer für das Loch verantwortlich sei. Er wolle die Verkündung aber der Untersuchungskommission überlassen.
Der US-Raumfahrtjournalist Eric Berger hat umgehend reagiert und den Beitrag von Kotow als „außergewöhnlich verleumderisch“  kritisiert. Inzwischen hat sich auch die NASA-Chefin für die bemannten Programme,  Kathy Lueders,  zu Wort gemeldet. Sie wies die Behauptung zurück,  dass amerikanische Astronauten an der Entstehung des Bohrlochs beteiligt seien. Die Beschuldigung gegen Serena Aunon-Chancellor sei „nicht vertrauenswürdig“,  betonte sie.
© Gerhard Kowalski
6 Gedanken zu „ISS-Bohrloch-Kontroverse zwischen NASA und GK Roskosmos spitzt sich zu“
  1. Ist schon klar, dass keiner den „Schwarzen Peter“ freiwillig zieht. Wobei ich mir vorstellen könnte, dass Rogosin mit seiner Aussage eher recht hat, dass diese Bohrungen schon bei der Endkontrolle hätten bemerkt werden müssen. Ich habe auch manches Mal das Gefühl, hier baut sich „politisch“ etwas zwischen den beiden Ländern USA-Russland auf. Und wenn ich die verschiedenen Kommentare lese, brodelt es ja auch in den eigenen russischen Reihen – Rogosins Appell für die Todesstrafe z.B.
    Das alles sind für eine gemeinsame Raumfahrt für die Erde keine guten Voraussetzungen
    Grüße und schönes Wochenende
    Jürgen Nabel

  2. Es sieht sehr danach aus, dass die Zeit der ISS dem Ende zugeht – schade. Zukünftig wird es drei Raumstationen geben. Die bereits im Orbit befindliche (Teil-)Station der VR China, die neue Station von Russland und die Neue der USA. Siegmund Jähn sagte mal, das er diese Entwicklung nicht für gut hält.

  3. Damit dürfte Star War dann irgendwann Realität werden. Wer ist als erster am Mond? Wer hat die beste Umlaufbahn, um die ganze Erde zu überwachen, die präzisesten Waffen, um aus dem Orbit damit aktiv zu werden, usw, usw. Es ist schade, dass dies aufgrund politischer Meinungsverschiedenheiten alles zerbrechen muss

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