Washington, 11. August 2021 — Die für 2024 geplante bemannte Rückkehr der Amerikaner auf den Mond erscheint immer unwahrscheinlicher. Einer der neuesten Gründe dafür ist, dass die dafür erforderlichen Raumanzüge Exploration Extravehicular Mobility Units (xEMU) nicht rechtzeitig fertig werden, wie das Büro des Generalinspektors der US-Luft- und Raumfahrtbehörde NASA in einem Bericht feststellt. Danach sind die Anzüge, deren Entwicklung rund eine Milliarde Dollar kosten soll, wegen Corona-bedingter und anderer Schwierigkeiten frühestens im April 2025 einsatzbereit.
Das Artemis-Programm der NASA hinkt aber auch aus vielen anderen Gründen weit hinter dem Plan her. Dazu gehören Verspätungen bei der Trägerrakete Space Launch System (SLS) und der Orion-Kapsel sowie bei der Landefähre durch chronische Unterfinanzierung und administrative Probleme.
Nach der bisherigen Planung sollen der erste unbemannte Flug in diesem Jahr und der erste bemannte Flug 2023 stattfinden. Für 2024 ist dann Landung einer ersten Amerikanerin auf dem Erdtrabanten vorgesehen.
© Gerhard Kowalski
„…frühestens im April 2015 einsatzbereit.“ Sollte für 2024 doch eigentlich zeitig genug sein, oder? 🙂
2025. Danke für den Hinweis.
GK
Vielleicht hat man in Russland noch einen Kretschet 94 zur Verfügung…
Raumanzüge – Mein letzter Kommentar
Fakt: Raumanzüge für eine bemannte Mondlandung, im Vergleich von der nie dagewesener technischer und logistischer Herausforderung des Starship-Lunar-Raumschiffes und seiner Betankung, sind nur ein Kleinkram. Bei entsprechender Finanzierung wären die auch in 2 Jahren fertig, aber es geht nicht darum. Das die Entwicklung der SLS Trägerrakete schon über 10 Jahre dauert, liegt an der NASA Finanzierung die heute bei etwa 0,5% des BIP liegt. Mitte der 60er Jahre als das Apollo Programm sein Höhepunkt hatte, betrug die NASA Finanzierung bei 4,5% des BIP, das wäre für das heutige BIP der USA um die 945 Milliarden Dollar hoch. Das ist ein gewaltiger Unterschied, den wir nicht mehr erleben werden. Raumfahrt hat heute keine Priorität und das ist auch korrekt, das gilt für die USA als auch für Russland und jedes Land muss mit den verfügbaren Geldern auskommen und seine Projekte dementsprechend finanzieren oder auch einstellen.
Ein weiterer möglicher Grund für die Verzögerung: Jeff Bezos Raumfahrtunternehmen Blue Origin möchte seinen Kampf um die Entwicklung eines Mondlanders vor einem Bundesgericht fortsetzen und reichte offiziell Klage ein.
SpaceX-Gründer Elon Musk bot aber an, der NASA bei der Entwicklung eines Raumanzugs für den Flug zum Mond zu helfen. Das gab der Geschäftsmann auf Twitter bekannt, er schrieb: „SpaceX könnte es bei Bedarf tun“.
Raumanzüge zu bauen ist ein sehr komplexeres und anspruchsvolleres Unterfangen, da man in der rauen Umgebung des Weltraums außerhalb eines Raumschiffes arbeiten muss. Die NASA hat seit 2007 drei verschiedene Raumanzugsprogramme gestartet, und hat seitdem 420,1 Millionen US-Dollar für die Entwicklung ausgegeben. Darüber hinaus sind noch ungefähr 625,2 Millionen US-Dollar in Entwicklung, Tests und Qualifizierung zu investieren, um einen Anzug für eine Demonstration auf der ISS und zwei Anzüge für die bemannte Mission zum Mond fertigzustellen, also zu Gesamtkosten von über 1 Milliarden Dollar bis 2025. Die Raumanzüge der neuen Generation haben eine Vielzahl unterschiedlicher Komponenten, die laut Generalinspekteur von 27 verschiedenen Firmen geliefert werden. Das ist ein Punkt, den Musk auch hervorhob und in einem Tweet sagte, dass es „scheinbar zu viele Köche in der Küche sind“.
Der neue Raumanzug gibt Astronauten mehr Mobilität als je zuvor und ermöglicht es ihnen, auf der Mondoberfläche zu gehen, anstatt zu springen. Darüber hinaus können Astronauten ihre Finger frei bewegen und sogar Steine von der Oberfläche aufnehmen. Der Raumanzug bietet volle Beweglichkeit der Schulter-, Ellbogen- und Handgelenke. Auch das Kommunikationssystem wurde verbessert. In früheren Versionen folgte das im Raumanzug installierte Mikrofon nicht immer genau den Bewegungen des Kopfes des Astronauten. Das neue Design umfasst mehrere Mikrofone, die oben auf dem Anzug sitzen. Sie sorgen für eine zuverlässige und qualitativ hochwertige Kommunikation. Die NASA hat neben dem männlichen Modell auch einen weiblichen Raumanzug entwickelt.
Zur Zeit verwenden die Astronauten an Bord der Internationalen Raumstation ISS Raumanzüge, die vor 45 Jahren für das Space Shuttle-Programm entworfen wurden, die aber in den letzten Jahrzehnten überholt und teilweise neu gestaltet wurden, um weiterhin zu funktionieren, so ein US-Bericht.
Ob NASA am Kauf von privat entwickelten Raumanzügen Interesse hat, ist schwer einzuschätzen. Fakt: neben SpaceX gibt es weitere fast 50 Unternehmen die Interesse am NASA-Programm zum Kauf von privat entwickelten Raumanzügen bekundet haben.
Klagen vor Gericht
Blue Origin reichte am 13. August, zwei Wochen nachdem das GAO die Proteste abgewiesen hatte, eine Klage ein, und auch Dynetics reichten eine Klage ein, um „Option A“ für das HLS zuzuerkennen. Das GAO wies diese Argumente am 30. Juli zurück, mit der Begründung, das die NASA das Recht hat nur einen Anbieter auszuwählen, kurz danach hat die NASA 300 Millionen Dollar an SpaceX gezahlt, die letzte größere Zahlung im Rahmen des HLS-Programms zugunsten von Starship.
Nun hat am Donnerstag der Journalist Christian Davenport von der Washington Post berichtet, das ein Richter, der die Bundesklage von Blue Origin beaufsichtigt, habe seine Klage ausgesetzt, was bedeutet, dass die Arbeit am HLS-Vertrag wieder eingestellt werden muss. Kurz danach folgte die offizielle Mitteilung der NASA:
„Die NASA hat die Arbeit mit SpaceX am HLS-System freiwillig eingestellt. Option A des Vertrages gültig vom 19. August bis 1. November. Als Gegenleistung für diese vorübergehende Schließung einigten sich alle Parteien auf einen beschleunigten Verhandlungsplan, der bis zum 1. November endet „, sagte die Agentur in einer Erklärung gegenüber Space News. „NASA-Beamte arbeiten weiterhin mit dem Justizministerium zusammen, um die Details des Falls zu untersuchen und freuen sich auf eine zeitnahe Lösung der Angelegenheit.“
Am 19. August veröffentlichte das Bundesklagengericht einen Zeitplan für die Prüfung der Klage. Die Zeitleiste zeigt die Einreichungsfrist sowohl für Blue Origin als auch für die Bundesregierung. Mündliche Anhörungen zu dem Anspruch sind für den 14. Oktober geplant. In einem Interview mit Space News am 19. August vor der Veröffentlichung des Zeitplans sagte NASA-Administrator Bill Nelson: „Es liegt nicht in unserer Hand. Es liegt im Rechtssystem, und das Justizministerium macht es.“
Möchte anmerken, dass der erste Protest SpaceX 95 Tage lang blockierte, bis das GAO über den Fall entschied. Die Auswirkungen des Verfahrens auf das gesamte Artemis-Programm seien nur weitere Verzögerungen, da amerikanische Richter eine sehr sorgfältige Prüfung verlangen können. Einige Experten, wie Eric Berger sind da aber andere Meinung, aber selbst wenn die Mondanzüge Mitte 2025 fertig sein sollen, so kann eine Mondlandung, bei 16 Starts zum Nachtanken, erst Anfang 2026 erfolgen, vorausgesetzt das die super Trägerrakete alle Test ohne Absturz überlebt.
Bis 16 Starts zum Nachtanken
Ein neuer 76-seitiger GAO-Bericht, der die Proteste von Blue Origin und Dynetics widerlegt, enthält einige ziemlich interessante Informationen. Für eine Mondlandung mit der Mondversion des Starship sind nach dem Dokument 16 Starts erforderlich, davon 14 Tanker mit Treibstoff. Der Start der Tanker soll alle 12 Tage erfolgen, das heißt, das Betanken wird fast sechs Monate dauern, damit wären nur ein Mondflug im Jahr möglich. Der lunare Starship benötigt 1200 Tonnen zum Nachtanken, erst dann erfolgt der Start zum Mond. Hier ergeben sich automatisch sehr viele offene Fragen, die auch Musk heute nicht beantworten kann:
1. Was passiert wenn ein Tanker beim Start explodiert, und welche Konsequenzen hat das auf den weiteren Tankvorgang?
2. Wenn nach der Landung auf dem Mond technische Probleme sich ergeben, die einen Rückstart nicht möglich machen, wäre eine Rettungsaktion mit Starship/SH nicht möglich, da ein Start und Landung etwa 16 Starts (max.) erfordern, also ein halbes Jahr.
3. Was passiert wenn der gigantischer Träger kurz nach Start explodiert, damit wird in einen großen Umkreis alles vernichtet.
4. Bei Szenario 3. hat Musk kaum eine andere Alternative, da es nur eine Startrampe geben wird (?). Bei N1 Trägerrakete gab es mehrere Startrampen, es ist aber auch eine Frage der Kosten.
N1 Explosion
Was passiert aber wenn eine Trägerrakete gleich nach dem Start explodiert, war deutlich am 3 Juli 1969 zu sehen, war nicht dabei, war noch zu jung, habe aber als Schulkind schon am 4 Juli erfahren, die meisten russischen Menschen erst nach der Perestrojka. Nach 0,5 Sekunden nach dem Abheben, begann das CORD-System nacheinander alle Triebwerke auszuschalten, mit Ausnahme von Triebwerk Nr. 18 das weiter arbeitete. Die Rakete erreichte eine Höhe von etwa 200 Meter und begann senkrecht mit 3000 tonnen Startmasse auf die Startrampe zu fallen. Es folgten eine Reihe schwerster Explosionen, die Startrampe wurde völlig zerstört und 2500 tonnen Kerosin und Sauerstoff brannten mit weißer Flamme und erleuchteten für zig Kilometer die nächtliche Steppe von Baikonur. Das Notrettungssystem des Raumschiffes SAS an der Spitze der Trägerrakete hat aber funktioniert.
Die Explosion war laut Waleri Menschikow, einem jungen Offizier der Raketenstreitkräfte, so heftig, hier seine wörtliche Aussage, das:
„Raketenstücke wurden zehn Kilometer entfernt geworfen und große Fenster in 40 Kilometer Entfernung wurden zerbrochen. Ein 400-Kilogramm-Kugeltank landete auf dem Dach des Installations- und Testfluges, sieben Kilometer von der Startrampe entfernt“
Boris Tschertok, der Wegbegleiter von Koroljow, schreibt dazu:
„2500 Tonnen Kerosin und Sauerstoff verbrannten mit weißer Flamme und beleuchteten die Nachtsteppe für zig Kilometer. Die Bewohner der Stadt Leninsk, 35 Kilometer vom Start entfernt, sahen ein helles Leuchten und schauderten vor schrecklichen Gedanken…“
Hier möchte ich anmerken, das bei Musk Trägerrakete Methan zum Einsatz kommt, enthält also doppelt so viel Wasserstoff wie Kerosin, der Effekt einer Explosion wäre deutlich großer. Bei neuen Technologien gibt es immer Probleme, das hatte jedes Land als auch Musk zu Beginn mit seiner Falcon-9 Entwicklung, und SH ist ein Quantensprung in der Raketentechnologie, somit sind Fehlstarts nicht vermeidbar, was zu einer weiterer Verzögerung der Mondlandung führen kann.
Nachtanken mit Starship-Tanker
Die Angaben der Starts zum Nachtanken sind aber sehr unterschiedlich, hängt primär auch von der Nutzlast des Starship und der gewählten Bahn. Die Betankung im Orbit erfolgt auf der Grundlage des gravitativen Kraftstofftransfers. Das Starship (Tanker) / Starship Lunar werden in einer niedrigen Erdumlaufbahn aneinander andocken, um Treibstoff zu transferieren. Eine Tankdemonstration ist für 2022 geplant.
Um die Anzahl der Starts zu reduzieren, gibt es viele technische Möglichkeiten, darunter die Trockenmasse des gesamten Systems zu reduzieren, was auch Musk daran arbeitet. Laut Musk Aussagen, die sind mitunter recht schwammig und nicht immer korrekt, er ist nur Geschäftsführer und kein Raumfahrtingenieur, für einen Marsflug sind 5 oder 6 Tanker notwendig die bis auf 4 Tankstarts reduziert werden. Der Mond benötigt 4-8 Tankstarts (maximal – 16- GEO Bericht), wonach Starship Lunar aus dem Treibstofflager auftankt und zum Mond fliegt.
Laut Aussagen von SpaceX, kann sich im Laufe der Zeit die Nutzlast im Orbit bei voller Wiederverwendbarkeit auf ~ 150 Tonnen erhöhen. Wenn Starship dann als Wegwerfrakete gestartet wird, beträgt die Nutzlast ~ 250 Tonnen, das ist sehr beträchtlich und wäre gleich mit der Energija/Wulkan Trägerrakete. Die Wiederverwendung erfordert im Allgemeinen höhere strukturelle Margen, darunter: Gitterruder zur Luftsteuerung, Tanks mit Treibstoff für Rückflugmanöver und Landung, Schutz der Triebwerke gegen Eingangslasten.
Bei F9 wird viel Treibstoff für die Landung benötigt. Starship wird, anders als die Falcon 9 auf ihrem „Bauch“ in einem Winkel von 30 ° in die Atmosphäre einzudringen. Darüber hinaus kann es während seines Abstiegs mehrmals in die dichten Schichten der Atmosphäre ein- und austreten, um es zu verlangsamen (wurde bei den Zond-Raumschiffen erprobt). Außerdem benötigt Super Heavy keinen Entry Burn, da es weniger Delta-V und damit weniger Erwärmung beim Eintritt in die Atmosphäre gibt. Kurz gesagt, selbst bei 8 Starts, dafür sind 100 Tage notwendig, ist der ganze technischer und logistischer Aufwand eine Herausforderung die es in der Raumfahrt bis dato nie gab. Schon ein Unfall kann den ganzen Fahrplan der Mondlandung durcheinander bringen, somit sind die Mondanzüge nur eine technische Kleinigkeit.
Radiostrahlung
Eines der größten Herausforderungen bei Mondflügen, anders als auf der ISS wo ein relativer Schutz besteht, sind die lebensgefährlichen Sonneneruptionen und die galaktische Strahlen die zu 85% aus Protonen bestehen. Am 4. November 2003 hatten wir einen Ausbruch mit einer Klassifizierung von X45, das entspricht 4500 µW/m², das war die größte bisher beobachtete Sonneneruption. Hier hätten die Raumfahrer auf dem Mond kaum eine Überlebenschance, deshalb sind die neuen Anforderungen an die NASA Anzüge und das Raumschiff in jeder Hinsicht sehr groß, nicht vergleichbar mit Apollo Flügen.
Was die meisten kaum wissen, es gibt einen evolutionäre Schutz gegen Strahlen, und das schon seit über 700 Millionen Jahren bei Tieren als auch bei Menschen. Das Vitamin D-System ermöglicht es über das aktivierte Vitamin D-Hormon hunderte von Genen abzuschalten. So wird im täglichen Zyklus bei einem funktionierenden Vitamin D-System am Tage das Kopieren der Daten gestoppt und im Schutz der Nacht wieder gestartet. So werden bei uns täglich um die 700 Milliarden Zellen kopiert und Vitamin D3 hat hier eine Schlüsselrolle. Bei niedrigen D3 Spiegel werden viele Zellen nicht korrekt kopiert, dadurch entstehen entartete Zellen die eines Tages zu Krebs führen. Das belegen viele Studien, als auch die betroffenen Menschen bei den Atombomben-Versuchen in der Südsee (Bikini-Atoll) anwesend waren.
Die Bewohner waren stärker und länger ausgesetzt als die zuschauenden Soldaten auf den Schiffen, die aus den USA und Großbritannien stammten. Spätere Erkrankungen wie z.B. Leukämie fand man aber hauptsächlich bei Soldaten, während die Menschen der Südsee, die einen hohen Vitamin D3 Spiegel haben, kaum an Krebs erkrankten. Auch der Effekt von D3 gegen die Strahlenschäden durch brennende Atomreaktoren (Japan) ist trotz schmaler Datenlage logisch und eindeutig. Da die Japaner viel Fisch essen, hat viel Omega-3 und Vitamin D3, haben die Menschen dort die längste Lebenserwartung und zugleich einen Schutz vor Radiostrahlung.
Kosmische Kleider
Die Abnahme der Schwerkraft wirkt sich in vielerlei Hinsicht so stark auf den Körper aus, dass ein Mensch seine Kleidung in der Mikrogravitation anders empfindet. Kleidung für Kosmonauten muss Veränderungen der Körperform, verschiedene praktische Bedürfnisse im Zusammenhang mit dem Aufenthalt an Bord eines Raumfahrzeugs und ästhetische Bedenken berücksichtigen, die darauf zurückzuführen sind, dass Kleidung, die für normale irdische Bedingungen entworfen wurde, in der Schwerelosigkeit nicht gut passt. Sowohl kurze als auch lange Aufenthalte in der Schwerelosigkeit wirken sich auf den menschlichen Körper aus und verändern seine Form und Parameter, und die Designer von Weltraumkleidung müssen dies berücksichtigen.
In der UdSSR wurden in der Regel in allen Zweigen der Raumfahrt heimische Materialien verwendet. Hersteller von Weltraumausrüstung verlassen sich heute bei der Auswahl eines Stofflieferanten auf die Anforderungen der Bekleidung und Wirtschaftlichkeit. Heute bezieht der russischen Hersteller ausländische Materialien, darunter aus Weißrussland, Türkei, Japan und Deutschland.
Kleider und Wäsche der Raumfahrer erfordern hohe Sicherheitsstanddarts, es dürfen keine Hautinfektionen, Reizungen und andere Hygieneprobleme auftreten. Laut Spezialisten des Instituts für biomedizinische Probleme der Russischen Akademie der Wissenschaften (IBMP RAN), die Kleidung für den Weltraum entwickeln, ist gewöhnliche Baumwolle, die manchmal mit Elasthanfäden versehen ist, der hygienischste Stoff im 21. Jahrhundert. Es hat eine hohe Dampfdurchlässigkeit, speichert die Wärme dank Hohlfasern gut und sammelt keine statische Elektrizität. Das Design diktiert die Mikrogravitation, so müssen beispielsweise Taschen an Kleidung mit Reißverschlüssen oder gestrickten Klettverschlüssen verschlossen werden, damit kleine Gegenstände in der Schwerelosigkeit nicht herausfliegen. Zusätzlich können auf Wunsch Klettbänder an einigen Artikeln angebracht werden. Sie nehmen abnehmbare Taschen, Beutel oder Werkzeuge auf, die mit einem passenden Klettband ausgestattet sind. Aber mit Ausnahme von Poloshirts gibt es keine Knöpfe an der Kleidung. Dies fordern Sicherheitsregeln: Ein abgerissener Knopf kann in das Belüftungssystem fallen oder, schlimmer noch, ein Kosmonaut kann ihn im Schlaf versehentlich einatmen. Schlafsäcke verfügen übrigens über spezielle Netze, die auf dem Kopf getragen werden können, um vor dem Einatmen von Kleinteilen zu schützen. Sie zu benutzen oder nicht, ist jedoch eine Privatangelegenheit eines jeden Kosmonauten.
Vor dem Start wird die Kleidung mit hohen technischen Aufwand gründlich vorbereitet. Die Spezialisten von IBMP untersuchen und entfernen abstehende Fäden, Knoten, Haare und andere kleinere Defekte. Anschließend wird die Kleidung mit einem leistungsstarken Staubsauger von allen Seiten entstaubt. Dies ist notwendig, um die Staubmenge auf der ISS zu minimieren: Sie verstopft die Filter des Belüftungssystems und kann die Gesundheit der Kosmonauten beeinträchtigen. Das Kleidungsstück wird dann in einen luftdichten Beutel verpackt, der die Größe und den Namen des Trägers trägt, und die Luft wird entfernt, um sein Volumen so weit wie möglich zu reduzieren. Danach, wenn die Kleidung für den Kosmonauten fast fertig ist, wird sie zum Röntgen geschickt. Sie suchen in den Taschen nach metallischen Fremdkörpern. Und zwar sehr selten, aber sie finden es: In der gesamten Geschichte der russischen Kosmonautik ist dies nur ein paar Mal vorgekommen.
Nach der Röntgenaufnahme wird die Charge zur Sterilisation geschickt. Die Kleidung wird mit einem Strahl schneller Neutronen bestrahlt, wodurch Bakterien und Viren abgetötet werden, die möglicherweise in die Verpackung eingedrungen sind. Die Strahlendosis beträgt etwa 15 Gray. Da zur Sterilisation schnelle Neutronen verwendet werden, haben sie nicht genügend Zeit, um sich zu verlangsamen und sich in der Kleidung zu verteilen, sodass eine induzierte Radioaktivität nicht entsteht.
Houston, wir haben ein Herzproblem.
Laut einer in Science Reports Today veröffentlichten Studie, in der etwa 100 Astronauten untersucht wurden, starben die Apollo-Mond-Astronauten vier- bis fünfmal häufiger an Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Astronauten, die die Erdumlaufbahn nie verlassen haben oder überhaupt noch nie geflogen sind.
Das Forscherteam glaubt, dass Strahlen, die nicht aus unserem Sonnensystem stammen, zu Fehlfunktionen des Herz-Kreislauf-Systems der Apollo-Astronauten führen können. Um dies zu testen, legten sie Mäuse in winzige Sicherheitsgurte, um Schwerelosigkeit zu simulieren, und setzten sie derselben Art kosmischer Strahlung aus, die die Apollo-Astronauten erhielten. Was bei Mäusen geschah, bestätigte die Befürchtungen der Forscher: Während Schwerelosigkeit bei Nagetieren keine offensichtliche Wirkung hatte, schädigt die Strahlung die Enzyme, die die Entspannungsfähigkeit der Blutgefäße steuern. Infolgedessen blieben die Gefäße tendenziell klein und verengt, was den Blutdurchtritt erschwerte.
Wir müssen auch bedenken, das die Apollo-Raumfahrer nur kurz auf dem Mond waren, in Zukunft mit Entstehung von Mondbasen, wird sich die Aufenthaltsdauer auf einige Monate verlängern. Die gesundheitliche Folgen, besonders auch bei Marsflügen, sind heute nicht vorherzusagen und aus den heutigen Daten wissen wir, dass die kosmische Medizin vor fast unlösbaren Problemen steht. Bei den Anstehenden jährlichen Mondlandungen ab Artemis-3, werden die vier Raumfahrer rund 30 Tage auf dem Mond verweilen.
Persönliche Anmerkung
Beim Besuch des Air and Space Museum in Washington, können wir den ersten Raumanzug von Neil Armstrong bestaunen, als auch den sowjetischen der speziell für den Flug zum Mond entwickelt wurde. Ein solches, hat der exzentrische Milliardär Ross Perot bei Sotheby’s für 189.500 Dollar gekauft und im selben Washington Museum ausgestellt. Dort finden wir aber sehr viele andere Gegenstände aus der sowjetischen Raumfahrt.
Jewtuschenkos Gedicht über Wysocki Tod endet so: „Das Leben ist vorbei, der Verkauf hat begonnen.“ Genau das gleiche lässt sich über die sowjetische Raumfahrt sagen, der 1991 mit der Perestroika praktisch der Sauerstoff abgeschnitten und zukunftweisende Entwicklungen wie Energia-Buran eingestellt wurden. Relikte, die mit den ersten Flügen verbunden waren, die zum Stolz der russischen Geschichte wurden, flossen sofort in den Westen. Ist aber auch verständlich, dass die Verwandten der ersten Kosmonauten fast alles verkauften, um ihre finanzielle Situation zu verbessern. Das meiste Geld machten aber hohe Beamte in der Raumfahrt.
Viele Reliquien wurden sogar illegal verkauft, also gegen das geltendes russische Recht erworben. So kaufte der amerikanische Millionär Richard Garriott 1995 von Unbekannten einen Prototyp des ersten künstlichen Erdsatelliten, der in einer einzigen Kopie existiert hat. Selbst der Rechenschieber von Koroljow befindet sich weit von Russland entfernt, und Gagarins Bericht über sein Flug wurde bei Sothebys für über 700.000 Dollar verkauft. Auch Urinbehälter der Kosmonauten als auch auf dem Mond sich befindliche Lunochod-2 wurden verkauft. Ja, Geld ist wichtiger als vergangene Erinnerungen einer sowjetischen Raumfahrt-Epoche die es mit solchen Pionierleistungen nicht mehr geben wird.
Die Angara Trägerrakete als auch Luna-25, deren Start von Oktober 2021 auf Mai 2022 verschoben wurde, sind die neuen „ruhmreichen Beispiele“ der russischen Raumfahrt. Die Ursachen der erneuten Verzögerung, deren Entwicklung schon 1997 begann, wurden aufgrund des Fehlens (nicht Fertigstellung) von zwei Missionsinstrumenten – Bius-L und DISD-LR (Doppler Speed and Range Meter) genannt, als auch zusätzliche Tests aller Elemente der Station unter möglichst weltraumnahen Bedingungen durchzuführen.
Nachtrag
Interessant ist die Geschichte von G. Balaschowa, Geheimdesignerin des sowjetischen Raumfahrtprogramms, die hat drei Jahrzehnte lang die Innenräume der sowjetischer Raumschiffe gestaltet, und nie eine Anerkennung erhalten. Viel schockierender ist aber die Erkenntnis, dass die Innenräume fast aller sowjetischen Raumschiffe (vier Modifikationen der Sojus, zwei Saljuts, die Mir-Station und der nicht realisierte Mondorbitalkomplex) nicht von Designinstituten mit einer großen Anzahl von Mitarbeiter und Spezialisten, sondern nur von einer Person, Ingenieur und Architektin G. Balaschowa, entworfen wurde. Darüber hinaus leistete sie diese Arbeit ehrenamtlich – unentgeltlich und inoffiziell. Die einzige offizielle Anerkennung der Verdienste von G. Balaschowa war die Ehrenurkunde, die ihr in der Vergangenheit als Mitglied des Club of Art Directors of Germany überreicht wurde. Der deutsche Architekt Philip Moiser, der eine große Studie zur Architektur der Moderne vorbereitete, stieß im Internet auf die Werke von Balaschowa und kontaktierte die Autorin. Erst nach der Veröffentlichung von Moisers Monografie über Balaschowa begannen die Menschen über sie zu sprechen.
Danke an alle
Jewgeni-7,
vielen Dank für Ihren Beitrag, der wie immer von höchstem Fachwissen zeugt.
Ich hoffe deshalb, dass es nicht Ihr letzter sein wird.
GK
Jewgeni-7
Interessant, mit sehr viel Background, hoffe Sie bleiben dieser Seite erhalten.
Herr Kowalski,
nochmals eine Überarbeitung. Sieht sehr gut aus. Professionell. Waren bestimmt viele Arbeitsstunden im ruhigen Kämmerlein. Spitze
Grüße
Jürgen Nabel
Der Dank gilt meinem Schwiegersohn.
GK
Hallo Herr Kowalski,
ohne auf unsere „Problematik“ mit der EDV einzugehen, ich habe zum Glück auch so einen Schwiegersohn, dazu ist meine jüngste Tochter (28) fit auf dem Gebiet der Handy-Einstellungen.
Grüße
Jürgen Nabel
So ist es, wenn man in die Jahre kommt. Zum Glück kann ich die Texte noch allein verfassen.
GK