So. Sep 22nd, 2024
Credit: Kowalski
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Moskau/Baikonur, 24. Oktober 2010 — Russland hat am Sonntag der Opfer der Raketenkatastrophe von Tjura-Tam, dem heutigen Baikonur, vor 50 Jahren gedacht. Bei einem Brand mit anschließender Explosion der neuen Interkontinentalrakete R-16 von Chefkonstrukteur Michail Jangel auf der Startrampe waren am 24. Oktober 1960 126 Menschen ums Leben gekommen, darunter auch der Oberkommandierende der Strategischen Raketentruppen, Hauptmarschall der Artillerie Mitrofan Nedelin. Ursache war eine eklatante Verletzung der Sicherheitsbestimmungen aufgrund großen politischen Drucks der Sowjetführung. Parteichef Nikita Chruschtschow wollte zum Jahrestag der Oktoberrevolution die Welt mit einer neuen Atomrakete beeindrucken, die noch stärker als die berühmte R-7 („Semjorka“) von Sergej Koroljow war.

Die Katastrophe, die als eine der größten in der Geschichte der Raketentechnik gilt, wurde zu Sowjetzeiten verschwiegen. Für den Tod Nedelins wurde ein Flugzeugabsturz verantwortlich gemacht. Den Opfern wurde auf dem damaligen streng geheimen „Wissenschaftlichen Forschungs- und Versuchsgelände Nr. 5 (NIIP-5)“ ein Denkmal gesetzt.

Ironie der Geschichte: Am 24. Oktober 1963 starben hier bei einem Brand in einem Raketenschacht erneut sieben Militärs. Seitdem gilt der 24. Oktober auf dem Kosmodrom als „Schwarzer Tag“, an dem keine Starts stattfinden.

Obwohl es sich bei der R-16 um eine Atomrakete handelte, hatte die Katastrophe auch unmittelbare Auswirkungen auf die Raumfahrt. Was heute nur wenige wissen: Der ursprünglich für Dezember 1960 ins Auge gefasste Start von Juri Gagarin als erster Mensch ins All wurde auf den 12. April 1961 verschoben.