So. Sep 22nd, 2024
Credit: Kowalski
Credit: Kowalski

Berlin, 18. Oktober 2010 — Der Vizepräsident der Russischen Akademie der Wissenschaften (RAN), Anatoli Grigorjew, hat die Rolle der Raumfahrtmedizin für die klinische Praxis auf der Erde gewürdigt. Die Präventivmedizin als Medizin der Zukunft habe ihre Wurzeln im All, sagte Grigorjew am Montag auf einer Pressekonferenz in Berlin. In den vergangenen 40 Jahren sei ein „effektives System“ für die Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit von Kosmonauten und Astronauten in der Schwerelosigkeit entwickelt worden, das auch auf der Erde vielfach Anwendung finde. Dieses System werde im Rahmen eines langfristigen Programms in der Internationalen Raumstation ISS weiter ausgebaut, um die höchst komplizierte Physiologie des gesunden Menschen allseitig zu erforschen.

Der Direktor des Moskauer Instituts für Medizinische und Biologische Probleme (IMBP), Igor Uschakow, teilte mit, dass in absehbarer Zeit ein multinationales Raumfahrtprojekt unter ausschließlicher Beteiligung von Frauen geplant sei. Einzelheiten wollte er allerdings nicht nennen.  Dazu sei es noch zu früh. Initiator seien die USA.

Uschakow beklagte, dass es in Russland generell zu wenige geeignete Bewerber für den Kosmonautenberuf gebe. Das gelte in noch besonderem Maße für Frauen. Dabei hätten gerade in seinem Institut Frauen einen erheblichen Anteil an vorbereitenden Tests für Raumflüge. Auch habe es am IMBP schon einmal eine Gruppe von weiblichen Kosmonautenkandidaten gegeben, deren Mitglieder dann aber mit Ausnahme von Swetlana Sawizkaja aus den  verschiedensten Gründen nicht zum Einsatz gekommen seien.

Das russische Kosmonautenkorps, das im „Sternenstädtchen“ bei Moskau trainiert, hat derzeit rund 40 Mitglieder. Darunter ist aber nur eine Frau, die zudem nach der bisherigen Planung bis Ende 2012 noch keinem konkreten Flug zugeordnet ist. Bisher sind drei Russinnen ins All geflogen:  Walentina Tereschkowa, Swetlana Sawizkaja und Elena Kondakowa. Die USA verfügen über Dutzende Astronautinnen.  

Grigorjew und Uschakow nehmen derzeit am 5. Internationalen Kongress für Raumfahrtmedizin und Medizin in extremen Umwelten teil. Dabei tauschen sich über 100 Wissenschaftler aus acht Nationen über die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der Anpassung des Menschen an extreme Umwelten wie Weltraum und Isolation sowie Wüste, Tiefsee und Arktis aus.