So. Sep 22nd, 2024
Credit: Raumfahrt Concret
Credit: Raumfahrt Concret

Neubrandenburg, 13. Oktober 2010 — Der ehemalige Chef der US-Luft- und Raumfahrtbehörde NASA, Michael Griffin, wirft der Administration von Präsident Barack Obama im Zusammenhang mit der Einstellung des „Constellation“-Programms Manipulation vor. Die Kosten für das Programm seien so kalkuliert gewesen, dass sie in das Budget passten, wie es zum Zeitpunkt des Entwurfs für das Projekt existierte, sagte Griffin der in Neubrandenburg erscheinenden Zeitschrift „Raumfahrt Concret“. Obama hatte das Programm für die bemannte Rückkehr der USA zum Mond und Flüge zum Mars Anfang dieses Jahres wegen angeblichen Geldmangels ersatzlos gestrichen und zugleich das Ende der Shuttle-Flüge verfügt. 

Die Obama-Regierung habe das NASA-Budget im Geschäftsjahr 2010 „beträchtlich beschnitten“, erläuterte Griffin seinen Vorwurf. Dann habe sie dieses gekürzte Budget dem sogenannten Augustine-Komitee vorgestellt, das über die Machbarkeit von „Constellation“ zu entscheiden hatte. Dieses habe gesagt, das Programm sei mit diesem Geld nicht realisierbar. Daraufhin habe die Obama-Regierung gesagt „gut, wir werden ´Constellation´ einstellen“ – und das Geld wieder ins Budget zurückgeführt.

Der NASA-Haushalt für das Finanzjahr 2011 sei „das beste Budget seit dem Finanzjahr 2005“, betonte Griffin. „Damit wäre genügend Geld für ´Constellation´ vorhanden.“ Das Problem sei, dass die Obama-Regierung „kein Programm“ habe. Die NASA, der Kongress und die gesamte US-Raumfahrt wollten aber nicht in diese „neue Richtung“ des Präsidenten und der Regierung gehen. Deren Konzeptionslosigkeit werde zwar die Zukunft der US-Raumfahrt nicht zerstören, „aber es wird zu Verzögerungen kommen“.

Der Ex-NASA-Chef, der heute als Honorarprofessor an der University of Alabama in Huntsville lehrt, prognostizierte, dass die Chinesen in etwa 15 Jahren als Erste wieder auf den Mond fliegen werden. Die westlichen Demokratien würden zwar „nach oben schauen“, aber nicht dort sein. In „allernächster Zukunft“ würden sie aber aufs Neue begreifen, „dass der Mond ein interessanter Ort für uns Menschen ist“. Dann würden sie wieder dorthin gehen, um Forschungsstationen und Städte zu bauen. Erst danach sei der Mars an der Reihe. Was die ingenieurtechnische Entwicklung anbelange, „wäre es dumm, direkt zum Mars zu gehen“, ohne vorher Erfahrungen auf dem Mond oder auf der Internationalen Raumstation ISS zu sammeln, sagte Griffin.