Berlin, 31. Dezember 2020 — Theoretisch könnte die siebenköpfige Besatzung der Internationalen Raumstation ISS, die unsere Erde mit der unvorstellbaren Geschwindigkeit von 28.000 Stundenkilometern umkreist, den Wechsel ins Gagarin-Jahr 2021 gleich 16 Mal feiern. Doch die zwei Frauen und fünf Männer aus den USA, Russland und Japan sind ja nicht zum Vergnügen auf der Umlaufbahn. Und so beschränken sie sich auf einen für ihre Länder spezifischen Zeitpunkt.
Für die Russen Sergej Ryshikow und Sergej Kudj-Swertschkow ist das 15:00 Uhr Moskauer Zeit (13:00 deutscher Zeit). Das ist der Zeitpunkt, da in dem riesengroßen Land im fernöstlichen Petropawlowsk-Kamtschatski das neue Jahr anbricht. In einer Botschaft riefen sie ihre Landsleute und alle Erdenbürger auf, in diesen Corona-Zeiten aufeinander zu achten und zusammenzustehen.
Der Tisch, um den sich die Raumfahrer zum Silversterschmaus versammeln werden, wird wie immer international gedeckt sein. Es ist übrigens die größte Silvester-Gesellschaft in der ISS-Geschichte. Die russischen Kosmonauten warnten aber schon einmal vor, dass ihr Beitrag diesmal nicht so üppig wie sonst sein werde. Denn der Start des Progress-Versorgungsraumschiffes, der einst für Dezember geplant war, findet nun erst im Februar statt. Deshalb wird es auch die Geschenke erst später geben. Man werde aber unbedingt Kaviarbrote beisteuern. Auch eine Jolka, die russische Neujahrstanne, werde nicht fehlen, sagten sie.
Mit von der Partie, wenn auch einschweißt in drei kleinen Karten, sind auch ein paar Krümel Asche von James Doohan, dem berühmtem Chefingenieur Scotty aus dem Raumschiff Enterprise. Der US-Weltraumtourist Richard Garriott hatte sie 2008 heimlich mit auf die ISS gebracht und in der Verkleidung des europäischen Columbus-Moduls versteckt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass diese Konterbande noch ein ernstes Nachspiel hat. GK Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin sagte dieser Tage, er habe den Fall „unter Kontrolle“.
© Gerhard Kowalski