Washington/Moskau, 26. November 2020 — Der US-Experte Jonathan McDowell bezweifelt, dass es gelingt, die Internationale Raumstation ISS bis 2030 weiter zu betreiben. Das werde „schwierig“, aber sie müsse etwas länger als bis 2024 arbeiten, sagte der Astrophysiker vom Harvard-Smithonian Center for Astrophysics der Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Am Horizont sei das Ende der ISS schon auszumachen. Bislang sei aber nicht klar, ob das 2024, 2026 oder 2028 sein werde.
Die ersten russischen wie amerikanischen ISS-Module seien schon alt, betonte McDowell. Die ältesten russischen Module zeigten bereits Anzeichen von Alterserscheinungen. Diese gefährdeten die weitere Lebensfähigkeit der Station. Auch einige US-Bestandteile, so die Verbindungen der Sonnenbatterien, böten Grund zur Besorgnis.
Der Erste stellvertretende Chefkonstrukteur der RKK Energija, Wladimir Solowjow, schlägt indes sogar vor, die Teilnahme Russlands am ISS-Programm einzustellen und sich ab 2025 auf den Bau einer nationalen Raumstation zu konzentrieren. Schon heute sei eine ganze Reihe von Elementen ernsthaft beschädigt und falle aus. „Nach 2025 prognostizieren wird einen lawinenartigen Ausfall vieler Elemente an Bord der ISS„, sagte er nach einem Bericht von RIA Nowosti vor dem Weltraumrat der Russischen Akademie der Wissenschaften (RAN). Die GK Roskosmos hat daraufhin die RKK als Betreiber des russischen Segments aufgefordert, Vorschläge für eine solche nationale Station zu unterbreiten.
Inzwischen hat die Raumfahrtbehörde klargestellt, dass die Aussagen Solowjows „informellen Charakter“ gehabt und keine Vorschläge zur Beendigung der Teilnahme an der ISS enthalten hätten.
Derzeit ist der Betrieb der ISS bis 2024 gesichert. Russland will im kommenden Jahr mit der NASA und den anderen Partnern über eine Verlängerung der Betriebsdauer verhandeln.
© Gerhard Kowalski