Berlin, 2. November 2020 — Die Internationale Raumstation ISS begeht an diesem Montag ein namhaftes Jubiläum: Sie ist genau 20 Jahre lang ununterbrochen bemannt. Die erste Stammbesatzung mit Kommandant Bill Shepherd (USA) sowie Juri Gidsenko und Sergej Krikaljow (beide Russland) war am 2. November 2000 mit dem russischen Raumschiff Sojus TM-31 an der Station eingetroffen, die damals nur aus den russischen Modulen Sarja und Swesda sowie dem US-Modul Unity bestand, um mit dem Auf- und Ausbau des bisher größten und teuersten Menschheitsprojekts rund 400 Kilometer über der Erde zu beginnen. Derzeit arbeitet schon die 64. Stammbesatzung mit den Russen Sergej Ryshikow und Sergej Kudj-Swertschkow sowie der Amerikanerin Kathleen Rubins auf der Umlaufbahn.
241 Frauen und Männer, darunter sieben Weltraumtouristen, sind bisher zur ISS geflogen. Deutschland ist mit Thomas Reiter, Hans Schlegel und Alexander Gerst dabei. Die ISS-Besatzungen führten in dieser Zeit 2.950 Experimente durch. 390 davon stammten aus dem Nutzungsprogramm der Europäischen Weltraumorganisation ESA. An rund 140 seien deutsche Wissenschaftler beteiligt gewesen, wie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln mitteilte.
Heute zählt die Station 15 Module, darunter sieben amerikanische, fünf russische und das europäische Columbus-Modul. Die ISS-Partner aus den USA, Russland, Europa, Kanada und Japan wollen die Station, die in letzter Zeit wiederholt durch technische Probleme und ein Leck auf sich aufmerksam machte, noch bis mindestens 2024 betreiben. Experten halten sie sogar bis 2028 oder 2030 für betriebsfähig.
Ob das so wird, hängt jetzt vor allem von den privaten US-Raumfahrtkonzernen wie SpaceX oder Boeing ab, die die Station für die Kommerzialisierung des niedrigen Erdorbits nutzen wollen, nachdem sich die US-Luft- und Raumfahrtbehörde NASA fortan dem Mond und dem Mars zuwenden will.
Russland sagt indes der Station noch eine „ernsthafte Zukunft“ voraus. „Wir sind überzeugt, dass es die ISS erlaubt, die internationale Raumfahrtzusammenarbeit und überhaupt die internationale Diplomatie ungeachtet der ganzen komplizierten Situation in der Weltpolitik aufrecht zu erhalten“, sagte der Chef der Raumfahrtbehörde GK Roskosmos, Dmitri Rogosin, zum Jubiläum. Als Beleg dafür kündigte er an, dass das russische Segment im kommenden Jahr um das Mehrzwecklabor Nauka (Wissenschaft) und ein neues Kopplungsmodul erweitert wird.
© Gerhard Kowalski