Berlin, 16. September 2010 — Das Münchner Raumfahrtunternehmen EADS-Astrium hat den von der Europäischen Weltraumagentur ESA ausgeschriebenen Wettbewerb für eine Studie zum ersten europäischen Mondlander gewonnen. Der Vertrag über den „Lunar Lander Phase B1“ ist am Donnerstag in Berlin von der ESA-Direktorin für bemannte Raumfahrt, Simonetta Di Pippo, und dem Astrium-Chef für Orbitale Systeme und Space Exploration, Michael Menking, unterzeichnet worden.
Ziel der Studie mit einer Laufzeit von 18 Monaten ist die Erstellung des Missionskonzepts für eine automatische Landung auf dem Südpol des Erdtrabanten. Dazu gehören ein Mondfahrzeug, ein Landegerät und ein Mondrover. Die Kosten der Studie im Umfang von 6,5 Millionen Euro werden im wesentlichen von Deutschland im Rahmen seines jährlichen ESA-Beitrags von rund 600 Millionen Euro übernommen. Außerdem ist Portugal daran beteiligt.
Vorbehaltlich einer positiven Entscheidung der ESA-Gremien Ende 2012 könnte die drei Tonnen schwere Sonde, die in Bremen gebaut würde, 2018 gestartet werden. Der 800 Kilogramm wiegende Lander soll sechs bis acht Monate lang diesen bislang unerforschten Teil des Erdtrabanten untersuchen. Das genaue Programm stehe aber noch nicht fest, sagte Menking. Entsprechende Vorschläge seien Teil der Studie. Deshalb könnten auch die Kosten des Gesamtprojekts noch nicht beziffert werden.
Simonetta Di Pippo betonte, die besondere Kompetenz Deutschlands im Bereich der Robotik sei entscheidend für den Zuschlag gewesen. Als Beispiel nannte sie das europäische automatische Transportraumschiff ATV (Automated Transfer Vehicle), das ebenfalls in Bremen gebaut wird. Wesentliche Technologien des Transporters, dessen zweites Exemplar „Johannes Kepler“ im Dezember zur Internationalen Raumstation ISS fliegen soll, würden für das Mondprojekt übernommen und weiterentwickelt. Nach der starken Präsenz im erdnahen Weltraum mache Europa damit einen weiteren Schritt vorwärts bei der Erschließung des Alls und weise erneut seine große Leistungsfähigkeit bei den Schlüsseltechnologien nach.
Der Koordinator für die Luft- und Raumfahrt, Staatssekretär Peter Hintze (CDU), betonte, der Mond sei ein „exzellentes Testfeld“ für die deutsche Weltraumtechnik. Die Robotik, die zum „Kern“ der nationalen Raumfahrtstrategie gehöre, biete große Chancen bei der Erschließung des Weltraums sowie auch für Anwendungen auf der Erde, etwa in der Tiefseeforschung oder in der Medizin.