Sa. Sep 21st, 2024

Credit: Roskosmos
Credit: Roskosmos

Moskau — Mit einer beispiellos scharfen Wortmeldung hat sich der  russische Kosmonaut Fjodor Jurtschichin aus der Internationalen Raumstation ISS in den Streit um die Weigerung des  Moskauer Verteidigungsministeriums eingeschaltet, seinem Kollegen Maxim Surajew nach dessen erfolgreicher Langzeitmission den Goldenen Stern eines „Helden Russlands“ zu verleihen. Surajew sei des Helden-Titels „würdig“, stellt Jurtschichin in einem am Donnerstag von der Raumfahrtagentur Roskosmos in Moskau veröffentlichten Brief fest.

 
In dem Schreiben betont der ISS-Bordingenieur, der Streit zeige, dass in Russland die Frage nach der Rolle der Raumfahrt beantwortet werden müsse. Für ihn sei die Raumfahrt „ein Brillant in der Krone Russlands“. Deshalb müsse nach der geplanten Verlängerung der Betriebsdauer der ISS um 10 Jahre bis 2020 eher heute als morgen ein neues Programm her. „Ich stelle mir den Präsidenten meines Landes mit einer Rede über das künftige Kosmosprogramm unseres Staates vor, in der sowohl die nationalen wie auch die internationalen Aspekte berührt werden“, schreibt der Kosmonaut. Russland stehe „als Rechtsnachfolger der Sowjetunion vor der Menschheit in der moralischen Verantwortung für die Entwicklung der Raumfahrt“ und die Beantwortung der Frage, wie soll es weitergehen solle.
 
Jurtschichin forderte die „Beamten, die faktisch gegen die Raumfahrt sind“, auf, sich  der schweren Arbeit und der Risiken des osmonautenberufs bewusst zu werden. Angesichts der Tatsache, dass zu Sowjetzeiten jeder Kosmonaut nach dem ersten Flug den Helden-Stern bekommen hat, frage er sich, worin der Unterschied zwischen den damaligen und heutigen Heldentaten bestehe.
 
Der Kosmonaut, der seit Juni auf der Umlaufbahn ist, schloss seinen in der Geschichte der sowjetrussischen Raumfahrt präzedenzlosen Brief mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass er ihn eigenhändig am Mittwoch (8. September) in der ISS verfasst habe.
Der Streit um Surajew ist entbrannt, nachdem das Verteidigungsministerium zweimal den Antrag von Roskosmos auf Verleihung des Titels „Held Russlands“ mit dem Hinweis abgelegt hat, es lägen keine „ausreichenden Gründe“ dafür vor. Dagegen hat sich ein Sturm der Entrüstung erhoben. Inzwischen wurde Präsident Dmitri Medwedjew in den Fall eingeschaltet.
 
(für dapd)