Fr. Nov 22nd, 2024
Credit: G. Kowalski

Unser Gagarin lebt nicht mehr. Am Samstag ist Sigmund Jähn,  der 1978 als erster Deutscher mit seinem russischen Kommandanten Waleri Bykowski eine Woche im Weltraum war,  im Alter von 82 Jahren völlig überraschend verstorben.

Die traurige Nachricht von Jähns Tod traf die deutsche Raumfahrtgemeinde wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Denn er präsentierte sich bis zuletzt in guter Verfassung und erfreute seine Fans in ganz Deutschland bei vielen persönlichen Begegnungen. Wie es hieß,  ist er friedlich am Schreibtisch eingeschlafen,  wo er viele Stunden verbrachte,  um die Tausenden Briefe mit Autogrammwünschen persönlich zu beantworten,  was ihm stets eine Herzensangelegenheit war.

Mit dem gebürtigen Vogtländer verliert die bemannte deutsche Raumfahrt ihren Doyen,  der auch international großes Ansehen besaß. Dem DDR-Bürger Jähn folgten zehn deutsche Astronauten ins All –  allesamt Bürger der alten Bundesrepublik. Fünf von ihnen hat er nach der Wiedervereinigung bei der Vorbereitung ihrer Missionen mit Russland mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Mit seiner klugen und überaus bescheidenen Art hat sich der Ex-General der NVA,  der aus seinem Bekenntnis zur DDR keinen Hehl machte,  deren Respekt und Anerkennung erworben.

Besonders deutlich wurde das im August vergangenen Jahres,  als sich quasi das gesamte deutsche Astronautenkorps in Jähns Heimat Morgenröthe-Rautenkranz versammelte,  um mit ihm den 40. Jahrestag seines Fluges zu begehen. Höhepunkt der Veranstaltung war eine Direktschaltung zur Internationalen Raumstation ISS,  aus der der jüngste deutsche Astronaut,  Alexander Gerst,  dem Jubilar seine herzlichsten Glückwünsche übermittelte.

Ich persönlich hatte das große Glück,  Sigmund Jähn von seinem Start in der Steppe von Baikonur an über die Jahrzehnte bis in seine letzten Tage als Journalist zu begleiten. Ich verneige mich vor diesem großartigen Menschen und Freund,  dessen Lebenswerk es verdient hätte,  auch im geeinten Deutschland angemessen gewürdigt zu werden.

Gerhard Kowalski

22. September 2019

 

8 Gedanken zu „Unser Gagarin lebt nicht mehr – Zum Tod von Sigmund Jähn“
  1. Tiefe Traurigkeit ergriff mich, als ich vom plötzlichen Ableben des Weltraumpioniers und ersten Deutschen im All Sigmund Jähn erfuhr. Der Sachse aus dem Vogtland, den ich auch zweimal treffen durfte, war ein bodenständiger,bescheidener und freundlicher Mensch. Sehr viele Menschen, nicht nur in Deutschland werden um ihn trauern und seine Lebensleitung in guter Erinnerung behalten.

  2. Mit Ihrer Trauer sind Sie nicht allein.
    Der Tod von S. Jähn ist ein herber Verlust nicht nur für die Raumfahrtgemeinde, sondern für das ganze Land.

    GK

  3. Wir als alte Raumfahrthasen, waren sehr geschockt..kennen „Siggi“ seit Jahren bei vielen Treffen in Morgenröthe mit seinem Freund Valery, jetzt folgt er ihm auf der letzten Reise…und Sie Herr Kowalski“Der Übersetzer“ könnten Stunden erzählen über die vielen Begegnungen mit den Beiden…wir behalten beide in Erinnerung und guten Flug…RIP

  4. Ich bin sehr traurig über den Tod von Sigmund Jähn. Er war der Held meiner Kindheit und wird es auch für immer bleiben. Im letzten Jahr hatte ich die große Ehre ihn kennenlernen zu dürfen, bei der Buchvorstellung von Maja Nielsen – Kosmonauten – Mit 20 Millionen PS ins All, in Bonn.

    Diese Begegnung hat mich emotional sehr gerührt und ich werde sie niemals vergessen.

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